piwik no script img

Bremerhaven sagt: Servus, Ocean-Park!

■ Streit um „Technologiepark“-Konzept für Bremerhaven: Soll das Innovations-Zentrum im strukturschwachen Lehe angesiedelt werden oder im attraktiven Gebiet „Neuer Hafen“?

In dem Gebiet „Neuer Hafen“ in Bremerhaven ist zehn Jahre lang vergeblich auf große touristische Attraktionen gesetzt worden. Nun gibt es neue Zukunftsprojekte: „Alternativstandort Technologiepark“ steht auf einer Skizze, die für das EU-Förderprogramm „URBAN“ erarbeitet worden ist. Rund 25 Millionen Mark aus Brüssel sollen zwischen 2000 und 2006 nach Bremerhaven fließen. Das Programm erfordert vom Bundesland noch einmal dieselbe Summe an „Komplementärmitteln“.

Bremens Stadtplaner haben den Wettbewerb der Städte um diese üppigen Förder-Töpfe mit dem Konzept gewonnen, einen modernen „Technologiepark“ in eine strukturschwache Umgebung hineinzusetzen. Das Gelände der früheren Schichau-Werft/Geeste-Metallbau war dafür vorgesehen. Das liegt in Bremerhaven-Lehe, einer Gegend mit 30 Prozent Arbeitslosigkeit und einer Besiedlungsdichte wie Berlin-Kreuzberg. Nun hat aber ein Gutachten im Auftrag der staatlichen „Bremerhavener Gesellschaft für Investition und Stadtentwicklung“ (BIS) ergeben, dass die High-Tech-Unternehmen nicht gern in das Umfeld von Lehe gehen würden, sondern die Fläche „Neuer Hafen“ direkt an der Weser vorziehen würden, Bremerhavens beste Adresse sozusagen. Fünf Hektar Fläche soll der Technologiepark im ersten Schritt umfassen. Erweiterungsflächen derselben Größe sollen vorgehalten werden. Wohnungen sollen integriert werden, um den Planungsfehler des Bremer Technologieparks zu vermeiden.

„Die Werft-Brache in Lehe ist dafür nicht geeignet“, sagt der stellvertretende SPD-Stadtverordnetensprecher Uwe Papart klipp und klar. Daher der Alternativ-Standort mit Blick auf das Wasser: Der Standort sei in dem Bremerhavener URBAN-Antrag schon am 27. Februar 2000 markiert worden. Mit dem Ocean-Park habe das überhaupt nichts zu tun.

Der grüne Stadtverordnete Hans-Richard Wenzel sieht das ganz anders. „An dieser Stelle hatte Köllmann doch sein Harbor Village geplant“, sagt er. Das Gebiet sei immer in den Planungen für eine touristische Großattraktion enthalten gewesen, mindestens als Erweiterungs-Option. Wenn jetzt das Gebiet „Neuer Hafen“ als Standort für den Technologiepark ins Gespräch gebracht wird, ist für Wenzel klar: „Damit verabschiedet man sich klammheimlich von dem Ziel der touristischen Erschließung. Eine solche Entscheidung muss öffentlich begründet und der Bevölkerung gegenüber gerechtfertigt werden“, fordert der Grüne. Offensichtlich gehe der Oberbürgermeister davon aus, dass „im Gegensatz zu den langjährigen vollmundigen Versprechen“ keine großen Tourismus-Projekte für diese historische und zentrale Fläche in Bremerhaven gewonnen werden könnten, „ein Scheitern aber nicht eingestanden werden soll“.

Das Bremerhavener Stadtplanungsamt, das mit seinem Konzept für den Standort Lehe den Zugang zu den Fördertöpfen von URBAN gewonnen hatte, ist in die neuen Überlegungen nicht einbezogen. „Mit dem Standort auf einer Werftbrache an der Geeste wäre ein Sinnbild geschaffen, wie der Niedergang alter Industrie-Reviere durch den Aufbau neuer Infrastrukturen aufgefangen werden und eine Revitalisierung mit einem Nutzen für die gesamte Stadt gelingen kann“, hatten sie in ihre Projekt-Begründung geschrieben. Das hatte im Bundeswirtschaftsministerium, das die deutschen URBAN-Projekte auswählt, Eindruck gemacht. Lehe brauche den Technologiepark „als Impulsgeber“, argumentieren auch die Grünen.

Eine Entscheidung der EU wird es aber erst im Frühjahr 2001 geben. Bis dahin könnte sich auch herausgestellt haben, wieviel Fläche die Ocean-Park-Planer noch für ihre Skizzen brauchen.

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen