Slowakischer Ex-Premier verhaftet

Dem ehemaligen Regierungschef und Boxer Meciar drohen nach Korruptionsvorwürfen zehn Jahre Knast

BRATISLAVA taz ■ Immer wieder ist er aufgestanden, jetzt geht es ihm an den Kragen: Wladimir Meciar, Premier der Slowakei von 1993 bis 1998, wurde von einem Kommando 40 maskierter Polizisten verhaftet. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß, doch sollte sich Meciar in seiner Villa im westslowakischen Kurort Trenèianské Teplice nicht allzu sicher fühlen. Dem Expremier drohen bis zu zehn Jahren Gefängnis wegen Betrugs und Machtmissbrauchs.

Während seiner Zeit als Regierungschef soll Meciar so genannte Bonuszahlungen in Höhe von 14 Millionen Kronen an Mitglieder seines Kabinetts genehmigt haben. Als die Polizisten seine Villa am Donnerstagmorgen stürmten, versuchte Meciar eine halbe Stunde lang, sich seiner Verhaftung zu widersetzen. Unter Schimpfen und Wehklagen von 50 seiner Anhänger wurde er schließlich abgeführt. Jetzt wird Meciar von seiner Vergangenheit eingeholt. Außer zu den Betrugsvorwürfen soll er Staatsanwalt Jaroslaw Iwor zur Entführung des Sohnes des damaligen slowakischen Staatspräsidenten Michal Kováè im Jahr 1995 aussagen. Es wird gemunkelt Ex-Boxer Meciar habe da seine Fäuste mit im Spiel gehabt.

Der Name Wladimir Meciar war immer wieder mit Skandalen verbunden. War er während seiner Amtszeit nicht damit beschäftigt, gegen seinen Erzfeind, Präsident Kováè, zu intrigieren, griff er schon mal Journalisten körperlich an oder beleidigte Staatsmänner. Sein diktatorischer Regierungsstil verschloss der Slowakei die Türen zu Nato und EU. Bei den Parlamentswahlen 1998 unterlag Meciar mitsamt seiner „Bewegung für eine demokratische Slowakei“ aber der breiten „Slowakischen Demokratischen Koalition“.

Seine Anhänger bleiben ihrem „Wlado“ dennoch treu. Zweieinhalbtausend von ihnen demonstrierten gestern in Bratislava gegen die Verhaftung Meciars.

ULRIKE BRAUN