Die Gewalt hält an

Weitere weiße Großfarmen in Simbabwe besetzt. Anschlag auf unabhängige Tageszeitung in Harare

JOHANNESBURG taz ■ In Simbabwe gingen die gewaltsamen Besetzungen von mehr als 1.000 weißen Großfarmen durch ehemalige Veteranen aus dem Befreiungskrieg auch am Osterwochenende weiter. Die einstigen Guerillas hielten sich nicht an die Vereinbarung mit dem Verband der weißen Großfarmer (CFU), keine Gewalt mehr anzuwenden. Mehrere Farmen wurden in Brand gesteckt und Farmarbeiter angegriffen. Einer von ihnen wurde angezündet, von vielen anderen fehlt teilweise jede Spur. Auch das Versprechen, keine neuen Farmen zu besetzen, wurde gebrochen. Am Sonntag wurde eine der größten Farmen, die Forrester Estates, besetzt und der Verwalter als Geisel genommen.

Zugleich bekam Harare einen Vorgeschmack auf den Wahlkampf. Am Samstagabend wurde in der Innenstadt aus einem fahrenden Auto eine Bombe geworfen – vor der Redaktion der einzigen unabhängigen Tageszeitung, Daily News. Die wenigen unabhängigen Medien machten die Regierungspartei Zanu-PF verantwortlich für den Anschlag. Der Chefredakteur der Zeitung, Geoff Nyarota, erklärte, er habe bereits vor einigen Tagen brieflich eine Todesdrohung erhalten.

Hinter den Kulissen bemühten sich mehrere Staaten, Präsident Robert Mugabe zur Einsicht zu bringen. Während eines eilends anberaumten Gipfels mehrerer Staatschefs aus dem südlichen Afrika am Karfreitag wurde dem Autokraten zwar öffentlich schönste afrikanische Solidarität zuteil. Seine Kollegen aus Südafrika, Namibia und Mosambik, Thabo Mbeki, Sam Nujoma und Joaquim Chissano, äußerten uneingeschränkte Unterstützung für Mugabe. Der sei durchaus in der Lage, sein Land zu regieren, hieß es, und die ungerechte Landverteilung in Simbabwe ein dringendes Problem. Der Gastgeber durfte aber auf einer Pressekonferenz nicht einmal selbst reden – wohl um nicht noch mehr Unheil anzurichten.

Dahinter verbirgt sich eine diplomatische Initiative, die vor allem auf das Konto von Mbeki geht. Unmissverständlich machte er Mugabe klar, dass dies seine letzte Chance sei, die Rechtsstaatlichkeit in Simbabwe langfristig wieder herzustellen, ohne das Gesicht oder sein Amt zu verlieren. Im Gegenzug drängte er Mugabe dazu, bald Wahlen abhalten zu lassen und die gewaltsamen Besetzungen von weißen Großfarmen zu beenden. Dass die Wahlen im Mai stattfinden, wird immer unwahrscheinlicher, denn laut Verfassung muss Mugabe den Termin mindestens fünf Wochen vorher festsetzen.

Ein weiterer Teil des Plans ist ein Treffen zwischen der britischen Regierung und einer Delegation aus Simbabwe, die in dieser Woche nach London reisen will, um über eine Landreform zu verhandeln. Eilends versicherte der für Afrika zuständige Staatssekretär in der britischen Regierung, Peter Hain, dass London bei seinen finanziellen Zusagen für eine Landreform bleibe. „Voraussetzung ist allerdings, dass die Gewalt aufhört und geltendes Recht nicht gebrochen wird.“

Dass eine gerechtere Verteilung des Bodens unabdingbar ist, darüber herrscht auch unter den 4.500 überwiegend weißen Großfarmern in Simbabwe weitgehend Einigkeit. Auch 20 Jahre nach der Unabhängigkeit teilen sie sich noch fast 70 Prozent des fruchtbaren Ackerlandes, während die schwarze Mehrheit auf schlechten Böden unter dem Existenzminimum wirtschaften muss. Schon zwei Jahre gibt es auch einen mit der CFU und den westlichen Geberländern ausgehandelten Fahrplan für eine Landreform – unter der Auflage, dass sie transparent und nicht ohne Entschädigungen vonstatten geht. KORDULA DOERFLER