Briten empfindlich

Londoner Börse will Eindruck der Übernahme durch Frankfurt vermeiden. Gespräche mit US-Börse

LONDON rtr/dpa ■ Die Börsen von Frankfurt und London haben ihre Fusionsgespräche nach britischen Presseberichten ausgeweitet und verhandeln nun auch mit der New Yorker Hightechbörse Nasdaq. Diese solle möglicherweise mit einer Minderheitsbeteiligung an dem geplanten Zusammenschluss der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE) partizipieren, berichtete gestern der Guardian.

Die Deutsche Börse und die Londoner Börse (LSE) haben laut Financial Times die größte Hürde ihrer geplanten Fusion aus dem Weg geräumt. Die Börsen in Frankfurt und London hätten sich darauf verständigt, dass die Clearing- und Abwicklungsgeschäfte nicht in die Fusion eingeschlossen würden. Bei letzteren hat Frankfurt das Übergewicht. Damit könnte der Zusammenschluss entsprechend dem Wunsch der Londoner Börse zu ausgewogenen Anteilen stattfinden.

Die Deutsche Börse habe zugestimmt, dass sie ihre 50-prozentige Beteiligung an der Clearstream Banking AG, einer Wertpapier-Clearing- und Abwicklungsgesellschaft, nicht in die Fusion einbringe. So werde vermieden, dass die Fusion wie eine Übernahme der Londoner Börse durch die Deutschen aussehe. Die beiden Börse planen demnach nun eine Fusion im gleichberechtigten Verhältnis von 50 zu 50 Prozent.

Die britische Presse strotzte am Osterwochenende vor trotzigem Patriotismus. So titelte die Sunday Times über eine ganze Seite: „Surrender“ (Kapitulation). Der Sunday Telegraph druckte eine Montage, bei der der Schatten des deutschen Adlers auf die Londoner Börse fiel.

Die beiden Börsen werden wohl nur ihre Aktienmarkt-Geschäfte in die Fusion einbringen. Der Londoner Aktienmarkt ist nach Marktkapitalisierung der größte in Europa. Die Deutsche Börse steht auf Platz drei.

Das offenbar bevorstehende Zusammengehen der beiden Börsen ist nach Einschätzung von Analysten auch eine Reaktion auf die kürzlich angekündigte Fusion der Börsen Amsterdam, Brüssel und Paris zur „Euronext“.