Rechter mit zwei linken Händen

Nach dem Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge nimmt die Polizei einen 18-jährigen Rechtsradikalen fest. Das NPD-Mitglied hat Fingerabdrücke auf dem Bekennerbrief hinterlassen

BERLIN taz/dpa ■ Der Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge geht wahrscheinlich doch auf das Konto von Rechtsextremen. Drei Tage nach dem Anschlag hat die Polizei am Sonntagnachmittag einen 18-Jährigen aus Gotha festgenommen, teilten Staatsanwaltschaft und Innenministerium gestern in Erfurt mit.

Der Mann, bei dem ein Mitgliedsausweis der rechtsextremen NPD gefunden wurde, verweigert bislang die Aussage. Seine Fingerabdrücke konnten allerdings auf dem Bekennerbrief identifiziert werden, den die Polizei in der Nähe des Tatortes gefunden hatte. Der Mann ist wegen Körperverletzung und Verwendung rechtsradikaler Kennzeichen bereits vorbestraft.

Gegen den 18-Jährigen, der in Untersuchungshaft sitzt, wurde Haftbefehl beantragt. Nach weiteren Tätern aus dem Umfeld der rechtsextremen NPD wird ermittelt.

Unbekannte hatten am Donnerstag, dem Geburtstag Adolf Hitlers, einen Molotowcocktail auf die Synagoge in der thüringischen Landeshauptstadt geworfen. Eine bislang nicht in Erscheinung getretene Gruppe namens „Die Scheitelträger“ hatte sich zu dem Anschlag bekannt.

Nachdem Zweifel an der Echtheit des Bekennerbriefes aufgekommen waren, ermittelten Polizei und Landeskriminalamt in alle Richtungen. Die Staatsanwaltschaft hielt es für möglich, dass Täter aus dem linken Spektrum einen rechtsextremen Anschlag nur vorgetäuscht haben.

Während der Ostertage hatte sich die Gruppe erneut gemeldet – mit Drohanrufen bei dem PDS-Politiker Bodo Ramelow und einem Mitarbeiter der thüringischen Staatskanzlei. nm