Vor der Hilfe kommt der Tod

Hunderttausende Menschen sind im entlegenen Süden Äthiopiens von Hilfe abgeschnitten. Aus den bereits bekannten Hungergebieten fliehen derweil die Viehhirten mit ihren Herden

BERLIN taz ■ Die Hungersnot in Äthiopien nimmt möglicherweise größere Ausmaße an, als noch vor kurzem angenommen. Wie eine Mitarbeiterin der britischen Hilfsorganisation „Oxfam“ heute in einem Beitrag für die taz berichtet, sind 300.000 Menschen in einem schwer zugänglichen Gebiet im Süden des Landes bisher kaum versorgt. Im betroffenen Gebiet Afder, das nahe dem Dreiländereck Äthiopien-Somalia-Kenia liegt, gebe es kaum Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten. Die Lage in Afder sei schlimmer als in Gode, von wo die internationalen Medien am meisten über Hunger und Dürre berichten. Der Süden Äthiopiens ist eine der am wenigsten erschlossenen Regionen Afrikas und wird immer wieder von Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen sowie rivalisierenden Clans erschüttert.

Auch in anderen Teilen Äthiopiens wird die Lage dramatischer. Aus dem bekanntesten äthiopischen Hungergebiet um Gode ziehen immer mehr Menschen mit ihren Viehherden nach Norden in Richtung der Stadt Jijiga, wie die US-Hilfsorganisation Care berichtet. Ein größerer Zustrom von Hilfsbedürftigen würde die Versorgungslage dort jedoch dramatisch verschärfen.

Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur epd haben die Deutschen bisher mindestens 15,5 Millionen Mark für die Hungernden in Äthiopien gespendet. Insgesamt hat das Ausland bisher 590.000 Tonnen Lebensmittel für Äthiopien zugesagt, das für dieses Jahr einen Bedarf von insgesamt 830.000 Tonnen angemeldet hat. Nach wie vor wird Äthiopiens Regierung jedoch dafür kritisiert, dass sie Hubschrauber und Lastwagen an der Front gegen Eritrea statt zur Versorgung von Dürre- und Hungeropfern einsetzt. D. J.

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