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Festverzinslich

■ Im Reggae-Markt gelten Black Uhuru und Sly & Robbie als solide Wertanlagen

Mit musikalischen Vorlieben ist es wie mit den derzeit beliebten Aktien: Wer aufs falsche Pferd setzt, kann irgendwann ziemlich dumm dastehen („du warst ja damals so ein Simple Minds-Typ“ usw.). Wer sein kostbares Herzblut dem Reggae widmen möchte und sich für eine ebenso langfristige wie solide Anlageform entschieden hat, sollte sich einmal näher mit Black Uhuru beschäftigen. Ein grundsolides Papier, das zwar noch keinen über Nacht zum Hipnessmillionär gemacht hat, aber eine stetig fließende Rendite, ein biss-chen Orientierung in Zeiten aufbrausender und plötzlich abflauender Zeitgeiststürme verspricht.

Eine kleine Firmen-, sorry, Bandgeschichte: Bereits in den frühen Siebzigern gegründet, erlangten Black Uhuru erste internationale Anerkennung, als sie die Amerikanerin Puma Jones als technisch ausgefeilte Sängerin und die experimentierfreudige Rhythmussektion Sly Dunbar und Robbie Shakes-peare für sich gewannen. Denn das war es, was das internationale Rockpublikum wollte: Ein kleines Entgegenkommen der Produktionsstandards, eine gelegentliches Abrücken von den allzu fremd klingenden musikalischen Gepflogenheiten made in Jamaica.

Damals, in den frühen 80er Jahren, entstanden so durchaus gelungene Black Uhuru-Platten. Ein Aufstieg in die Liga der Global Players schien sich dann endgültig abzuzeichnen, als mit dem Tod Bob Marleys der Bedarf nach einer neuen Leitfigur entstanden war. Aber war das wirklich ihr Format? Marleys Mischung aus Naturburschentum, antiimperialistischer Militanz, neutestamentarischem Versöhnungsangebot und satten Hits blieb einzigartig. Black Uhurus Stücke verharrten dagegen immer eine Liga unterhalb der Marley-Nummern und mit ihrem übertrieben wirkenden militanten Auftreten konnten sie nur die wirklich entschiedenen Reggae-Fans für sich gewinnen.

Doch genau das machte sie wiederum langfristig kreditwürdig, denn allen Moden trotzend, wurden Black Uhuru die integer wirkende Bewahrung des Andenkens an einen Erlöser à la Marley. Während sich auf Jamaika der digitale Paradigmenwechsel in der Dancehall anbahnte und sich neue Standards in Sound und Gefühlschemie abzeichneten, machten es sich Black Uhuru im Mythos gemütlich: Die Spiegelung einer von außen auf Jamaika projizierten Reggae-Vorstellung, ähnlich dem Echo im Dub, das, vom ursprünglichen Geräusch gelöst, noch minutenlang durch das Stück vagabundieren kann. Eine unkaputtbare Angelegenheit also und eigentlich nicht mit Aktien vergleichbar, eher mit etwas so unmodischem wie festverzinslichen Staatsanleihen. Nils Michaelis

Mi, 3. Mai, 21 Uhr, Fabrik

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