Ins Gesicht geschleudert

Die genreüblichen Körpersäfte in 3-D: Das Metropolis zeigt eine Serie von Horror-Filmen im Polarisationsverfahren  ■ Von Oliver Rohlf

3-D, das unterschätzte Ding: Wer bisher geglaubt hat, das „D“ hinter der Drei stünde bloß für die mehrdimensionalen Wahrnehmungseffekte von Leinwandbildern, tat einer ganzen Technik Unrecht. Denn 3-D ist außer dem Erlebnis, Bilder ins Gesicht geschleudert zu bekommen, auch die Zuspitzung des sozio-kulturellen Gleichschaltungspro-zesses, der im Kino ohnehin stattfindet. Nicht nur, dass dort alle Anwesenden eine zeit Lang das Gleiche im Dunkeln tun, 3-D lässt sie dabei auch noch alle gleich aussehen: Menschen, die geschlossen nach vorne gucken und alle dasselbe Brillengestell tragen.

Für das 3-D-Festival, das diese Woche im Metropolis von der Leinwand in den Raum springt, sind die Veranstalter ganz tief in jene Genre-Archive der 50er bis 80er abgetaucht, in denen dramaturgische Zwischentöne im allgemeinen klein, kinky Trash-Tornados dagegen in Versalien geschrieben werden. Andy Warhol's Frankenstein ist einer jener legendären Exploita-tion-Horror-Reißer, dem der amerikanische Pop-Artist Warhol produktionstechnisch den ästhetisch gewagten Atem der 70er eingehaucht hat. In Deutschland seit Urzeiten wegen der üblichen Sex'n'Violence-Vorwürfe auf dem Index, vergriffen sich unter der Regie von Paul Morrissey Udo Kier und andere auf ziemlich blutige und notgeile Weise an der alten Gothic-Fabel vom künstlichen Menschen-Monster. Zusammenlaufen tut da recht wenig, Style ist in diesem Werk alles.

Genau davon besitzt Jason Voorhees, der niemals sterbende Maskenmörder aus der unendlichen Friday The 13th-Serie, so gut wie gar nichts. Im dritten Teil der Mörder-Mär von 1982 versuchte Genre-Regisseur Steve Miner der bereits damals ausgereizten Bilderwelt von der zerschlitzten Sommercamp-Idylle visuell auf die Beine zu helfen. Fürwahr: Heugabeln, die durch Opferkörper in die Zuschauerreihen flitzen, besitzen selbst heute noch einen recht grotesken Unterhaltungswert.

Zwei weitere Horror-Sequels setzen sich zudem noch im Hirn fest:In dem mäßigen Der Weiße Hai, Pt. 3 flüchtet ein ganz junger Dennis Quaid samt unzähliger Touristen vor der blassen Bestie, die sich 1983 durch einen sonnigen Erlebnispark hindurchfraß. Amity-ville 3-D ist die Fortsetzung der Geschichte vom diabolisch-besetzten Einfamilienhaus, in dessen weißen Brettern der böse Geist der toten Hexe Susan Baxter haust und Schrecken verbreitet. Kunstblut und Dämonologie galore!

Zu einem der größten Horror-Entertainer aller Zeiten zählt immer noch Vincent Price. Der zur hemmungslosen Theatralik neigende Mime absolvierte in dem Klassiker-Remake House Of Wax von 1953 eine Lehrstunde der viel zu großen Geste und einer besonders sinistren Form von Film-Sadismus. Als Professor Henry Jodd, Leiter des berühmten Wachsfigurenkabinetts, muss Price mit ansehen, wie ein gemeiner Brandanschlag sein Lebenswerk vernichtet. Er schwört grausame Rache an den Übeltätern und merkt dabei nicht, wie er selbst auf die Seite des Bösen wechselt.

In den beiden Martial Arts-Klopfern The Revenge Of The Shogun Women sowie Dynasty, beide von 1977, mischen sich der übliche Altertumswahn der älteren Hong-Kong-Produktionen mit fliegenden Menschen und kruden Vergewaltigungsszenen, bei denen die Frage nach Sinn und Verstand außen vor gelassen werden sollte. Ähnliches gilt für den unterirdisch-anmutenden Sex-Streifen The Stewardesses, bei dem die genreüblichen Körpersäfte durchs Auditorium schießen werden. Die Devise der Woche: Deckung und Haltung bewahren!

The Bubble: Do, 27.4., 17 Uhr Dynasty: Do, 27.4, 19 Uhr; Sa, 29.4, 21.15 Uhr Und wieder ist Freitag der 13.: Do, 27.4., 21.15 Uhr Andy Warhol's Frankenstein: Fr, 28.4., 17 Uhr Silent Madness: Fr, 28.4., 19 Uhr The Revenge of the Shogun Woman: Fr, 28.4., 21.15 Uhr Das Geheimnis der vier Kronjuwelen: Sa, 29.4., 17 Uhr Amityville: Sa, 29.4., 19 Uhr House of Wax: So, 30.4., 17 Uhr Dial «M‚ for Murder: So, 30.4., 19 Uhr The Stewardesses: So, 30.4., 21.15 Uhr, Metropolis