Kassen fordern ein Schutzgesetz

Chef der Barmer Ersatzkasse befürchtet, dass die Versicherungsbeiträge auf 22 Prozent ansteigen

BERLIN taz ■ Zum ersten Mal gibt auch der Chef einer Krankenkasse zu, dass ein dramatischer Anstieg der Beiträge bevorstehen könnte. Damit folgt Eckard Fiedler, Chef der Barmer Ersatzkasse, der Analyse von Arbeitgeberpräsident Hundt. Auch Fiedler glaubt, dass der Versicherungsschutz in 30 Jahren gute 22 Prozent des Einkommens kostet. Derzeit liegt der Beitrag durchschnittlich bei 13,6 Prozent.

Fiedler verlangte gestern von der Bundesregierung, nach der Sommerpause ein Gesetz zu erlassen, das ein finanzielles „Ausbluten“ der Ersatzkassen verhindert. Hintergrund für diese Forderung ist der aktuelle Streit zwischen den preiswerten Betriebskrankenkassen und den großen, teuren Kassen. Die Betriebskrankenkassen würden „Jagd auf Gesunde“ machen, beschwerte sich Fiedler. Die Barmer, die sechs Millionen Mitglieder versammelt, will den Finanzausgleich zwischen den Kassen verändern. Dieser Ausgleich belohne die kleineren Kassen, die gesunde junge Mitglieder hätten und dadurch die anderen in eine „Schieflage“ bringen. Das Bundesgesundheitsministerium will frühestens im kommenden Jahr über eine Veränderung des Ausgleichs nachdenken.

Fiedler untermauerte sein Anliegen mit dem Argument, im vergangenen Jahr seien rund eine Millionen Mitglieder von den großen gesetzlichen Krankenkassen mit einem durchschnittlichen Beitragssatz von 13,7 Prozent zu den Betriebskrankenkassen mit einem Durchschnittssatz von 11,7 Prozent gewechselt. Durch die Beitragseinbußen stünden den gesetzlichen Krankenkassen für die Versorgung Kranker rund 1,2 Millarden Mark weniger zu Verfügung. Zur Forderung des Verbands der Angestellten-Krankenkassen nach einem Erfolgshonorar für Ärzte sagte Fiedler, dies sei bei chronischen Erkrankungen denkbar. So sei etwa bei Diabetikern eine Erfolgskontrolle möglich. Der Vorschlag war bei den Ärzten auf Ablehnung gestoßen. roga