Der amerikanische Krieg


BANGKOK taz ■ Vor 25 Jahren endete der Vietnamkrieg, der in Vietnam nur der „amerikanische Krieg“ heißt. Im Morgengrauen des 30. April 1975 retteten sich die letzten US-Diplomaten und Soldaten im Hubschrauber vom Dach der amerikanischen Botschaft in – damals noch – Saigon. Wenige Stunden später rollten nordvietnamesische Panzer vor den Präsidentenpalast des seit 1954 geteilten Landes. Ein Jahr später wurde es wieder vereinigt.

An ihren höchsten Triumph, Sieg über Südvietnam, Sieg über die USA, will die Kommunistische Partei am Sonntag mit einer Parade im heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt erinnern. Allerdings wird die Gedenkfeier nicht so groß ausfallen wie ursprünglich geplant: Aus Furcht vor Protesten von Regierungskritikern soll der Marsch der Veteranen, Schulkinder und Bürger beschränkt werden. Eine Gruppe von Vietnamesen freut sich bestimmt: 12.000 Häftlinge werden aus Anlass des Jahrestages freigelassen. Staatsakte jedoch werden andere nicht von den Erinnerungen an einen Krieg befreien, der drei Millionen Menschenleben gekostet hat.

Wenige Bilder aus dem diesem vielbebilderten Krieg haben vor 25 Jahren sind so erschütternd wie die des Dokumentarfilms „Hearts and Minds“. Regisseur Peter Davis sagt im taz-Interview, der Vietnamkrieg habe die Amerikaner die „Skepsis gegenüber der Macht“ gelehrt. taz-Korrespondent Peter Tautfest dagegen glaubt, die Krieg sei an der Nation „folgenlos, wenn auch nicht spurlos“ vorbeigegangen: Die USA hätten nichts gelernt.

JUTTA LIETSCH

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