Lokalkoloratur

Wenn Rüdiger Nehberg morgen Geburtstag hat und 65 wird, dann hockt er sich in seinen Garten und zieht sich ein paar Regenwürmer aus der Erde. „Ich werde an dem Tag in meinem Garten Unkraut jäten“, nennt er das. Aber wahrscheinlich braucht er nur Geburtstagstorten-Zutaten. Schließlich bezeichnet er sich selbst als einen der wenigen, denen es gelang, seine Träume zu verwirklichen. Träume davon, dass er aus Bielefeld raus kommt, wo er aufgewachsen ist. Davon, dass er radelt, statt zu backen. Träume vom Wandern in Wüs-ten und Regenwälderen, von Würmchen statt Brötchen, Tretbootfahren auf dem Atlantik und Einbaumschaukeln zu den Indianern in Brasilien. Meistens lebensgefährlich und mit irgendeiner Mission, oft allein, immer in Sichtweite der Medien. Und jetzt wird sein Einbaum sogar noch auf der Expo ausgestellt und Udo hat ihm ein Lied geschrieben. Er hat keine Haare, kein Sternzeichen, keine Kirche und keinen Blinddarm mehr. Aber Träume sind in Erfüllung gegangen. Und trotzdem noch: „I'm on my way.“ Demnächst nach Afrika, zu verstümmelten Frauen. Auf deren Schicksal will er die Welt als nächstes aufmerksam machen. Verkehrsmittel? Noch nicht verraten. Hauptsache gefährlich. san