Auch Blair buhlt um die IT-Elite

In Großbritannien sollen künftig noch schneller und unbürokratischer Arbeitsgenehmigungen erteilt werden

DUBLIN taz ■ Manchmal sind Ausländer auch in Britannien willkommen. Während die britische Regierung die Asylgesetze immer weiter verschärft, sollen ausländische Informationstechnologen künftig schnell und unbürokratisch Arbeitsgenehmigungen erhalten. Damit will man das Loch im IT-Sektor stopfen, das auch anderen europäischen Ländern sowie den USA und Australien zu schaffen macht. Bisher werden in Großbritannien rund 80.000 Arbeitsgenehmigungen im Jahr erteilt.

Ab Herbst startet ein Projekt, mit dem Ingenieure und IT-Experten aus Asien und Osteuropa angelockt werden sollen. Wenn es funktioniert, soll das Projekt später auf Ärzte und Pflegepersonal ausgedehnt werden. Wichtigste Maßnahme ist die Verkürzung der Wartezeit: Künftig soll es nicht mehr, wie bisher, drei Monate dauern, bis Firmen eine Arbeitserlaubnis für einen Arbeitnehmer aus einem Land außerhalb der Europäischen Union erhalten, sondern weniger als eine Woche. Darüber hinaus dürfen „besonders befähigte Kräfte“ selbst eine Arbeitserlaubnis beantragen. Bisher müssen die Firmen das im Namen des Arbeitnehmers tun.

Auch für ausländische Studenten aus bestimmten Fachbereichen wird es künftig einfacher, ihr befristetes Studentenvisum gegen eine Arbeitserlaubnis einzutauschen. Die soll fünf statt wie bisher vier Jahre gültig sein. Außerdem will die britische Regierung den umworbenen Arbeitskräften die Behördengänge erleichtern: Eine neue Behörde, die dem Ministerium für Bildung und Arbeit untersteht, darf sowohl die Arbeits- als auch die Aufenthaltserlaubnis ausstellen. Noch sind dafür zwei verschiedene Ämter zuständig.

Für John Higgins vom Verband der Computerdienste hat Großbritannien dank der Reform nun die Nase vorn vor der europäischen Konkurrenz. Bildungsminister David Blunkett sprach gar von „einem der flexibelsten, modernsten Systeme für Arbeitsgenehmigungen“ und lobte das Regierungsprojekt als „dem 21. Jahrhundert angemessen“: „Im Interesse einer erfolgreichen, blühenden Wirtschaft müssen wir sicherstellen, dass Arbeitgeber Schlüsselpositionen schnell besetzen können.“

Richard Ottaway vom Tory-Schattenkabinett beschuldigte dagegen die Labour-Regierung, den Mangel an Experten für Informationstechnologie erst herbeigeführt zu haben, weil auf Grund der geplanten Steuererhöhung viele einheimische Computerfachleute ins Ausland abgewandert sind. RALF SOTSCHECK