Von der Hanse umstellt

■ Das Hanse-Panorama beginnt seine Europatournee durch 25 Städte auf dem Teer-hof/ Mit historischen Zusammenhängen nehmen es die Illusions-Macher nicht so genau

Was haben Nowgorod, Stockholm, Brügge, Dortmund und Emden mit Bremen gemeinsam? Die Städte gehörten sämtlich der Hanse an. Wussten Sie nicht? Macht nichts. Auf dem Teerhof können Sie ab heute Nachilfe nehmen.

Das „Hansepanorama“ des Berliner Malers Yadegar Asisi hat alles kompakt zusammengefasst: Bremens Rathaus, den Roland und den Dom zwischen dem Lübecker Holstentor, der Kathedrale von Bordeaux, der Antwerpener Liebfrauenkirche, dem Kreml von Nowgorod und Kopenhagens Nikolaj-Kirche – das alles und noch viel mehr hat Asisi dicht an dicht auf Leinwand gebannt. Der Besucher kann eins nach dem anderen sehen, indem er sich langsam dreht und nach 360 Grad wieder von vorn anfangen. Asisis Werk ist nämlich ein rundes Panorama-Bild in der Tradition der Illusions-Malerei des 19. Jahrhunderts, „ein Dinosaurier der Massenunterhaltung“, wie der Schöpfer sagt.

Unterhaltung, tatsächlich, denn mit der historischen Korrektheit hat er es nicht besonders genau genommen. In seiner Phantasiebucht drängen sich zu einer imaginären Stadt auch Gebäude aus mit der Hanse allenfalls locker assoziierten Städten und solche, die gut vier Jahrhunderte nach dem Ende des Städtebundes erbaut wurden. So liegt vor dem Hamburger Rathaus von 1886 eine Kogge von 1566. Bevölkert ist die Stadt mit Szenen alter Meister: Vor einem Greifswalder Giebelhaus aus dem 19. Jahrhundert wird immer noch Jan van Eycks „Hochzeit von Giovanni Arnofini“ aus dem 15. Jahrhundert gefeiert. Und sogar den Rüganer Kreidefelsen hat der Künstler mit Zweitwohnsitz auf der Insel ins Bild geschummelt.

„Manchmal frage ich mich: Was machst Du da für einen Schwachsinn? Dann muss ich mich an den eigenen Haaren wieder aus dem Sumpf ziehen.“ gesteht der fast kahle Asisi. Aber der Maler will auch kein historisch exaktes Bild von der Hanse vermitteln, sondern „emotionalisieren“. Das gelingt vor allem im Dunkeln: Erst bei Schwarzlicht und mit der angemessen kitschigen Geräuschkulisse von Wolfram Spyra kommt das grellfarbige Panorama richtig zur Geltung.

Für historische Korrektheit ist eine andere Abteilung zuständig: Im ersten Stock hat das Deutsche Historische Museum ein paar Fakten über die Hanse zusammengetragen, die an jedem Ort der Wan-derausstellung mit lokalen Schwerpunkten ergänzt werden. Das haben in Bremen das Focke-Museum und das Staatsarchiv übernommen, die sich davon auch einen Werbeeffekt für die eigenen Institutionen erhoffen. Dort ließe sich dann auch der „Mythos“ von der Hanse dechiffrieren, wie Focke-Direktor Jörn Christiansen sagt: „In Wahrheit wurde Bremen wegen der Piraterie seiner Kaufleute unter erbärmlichen Bedingungen in die Hanse gezwungen.“

Wirtschaftssenator Josef Hattig hatte vorher schon daran erinnert, dass Bremen dem Handelsbund nach alter Kaufmannstradition erst spät beigetreten war – nach dem Motto: „Erst mals sehen, ob es was wird. Hinterher sind dann alle am Erfolg beteiligt.“ Diesmal war Bremen etwas schneller: Die Eröffnung der Wanderausstellung hat man den Hamburgern weggeschnappt, die keinen attraktiven Standort anboten. In Bremen war man dagegen froh, den Zankapfel Teerhof wenigstens temporär zu füllen und gleichzeitig zusätzliches Programm zum 750. Schlachte-Geburtstag zu akquirieren. Dafür erschien ein Zuschuss von 40.000 Mark plus Infrastruktur nicht zu teuer. not

6. Mai bis 9. Juli, 9 bis 24 Uhr (ein Abend pro Woche geschlossen), Eintritt: 7/4,50 Mark.