Hochwohlgewachsen verflucht

■ Kindertheater Triebewerk zeigt „Die Geschichte vom Baum“

Es ist kein Zeigefingerstück. Dass „Die Geschichte vom Baum“ beim Kinder- und Jugendtheaterfest des Schauspielhauses nicht zur plakativen Ökomär gerät, verdanken die Zuschauer dem Theater Triebwerk. Die Gruppe, seit fünf Jahren beisammen, hat sich zwar meist mit komplizierterer Materie präsentiert. Die dabei gewonnene Fähigkeit, mit leichter Hand eindrucksvolle Bilderwelten zu schaffen, die wesentlich mehr sind als simple Textbebilderungen, kommt auch bei dem Stück von Ingegerd Monthan voll zum Tragen.

„Am Anfang war?“ Eine Frau und zwei Männer streiten sich um die Schöpfung. Die Schauspielerin Rachel Braunschweig mutiert anmutig zur Birke und bildet fortan das Zentrum des Geschehens. Ihr nähern sich die beiden Tagediebe Klavier und Radar, zu deren Überraschung „Hochwohlgewachsen“ sprechen kann. Sie erzählt vom Goldschatz unter ihren Wurzeln und muss dafür ihr Leben lassen. Doch auf dem Fund lastet zur Strafe ein Fluch: „Möge er unter Euren Händen zu Müll werden!“ So geschiehts, und die beiden Baummörder werden zur Strafe selbst zu Bäumen. Es ist ein Riesenspaß, Thomas Bammer und Erik Schäffler als clowneskes Gaunerpärchen zu sehen. Irgendwo zwischen Dick, Doof und Beckett quirlen sie in groteskem Slapstick um den Zauberbaum. Mit feinstem Spannungs- und Bildgefühl führt Regisseurin Franziska Steiof durch die Szenen.

„Mami!!“ kreischt ein Zielgruppenkind, als Klavier sein Messer an die Baumäste setzt. Der Baumfrevel erscheint einem als Mord, den man gerne verhindert sähe. Schluss mit lustig, die Realität ist nicht so. Statt Gold wird einem Müll vor den Latz geknallt. Die Botschaft kommt an, wenn auch gut verpackt.

Oliver Törner

noch heute und morgen, jeweils 11 Uhr, Schauspielhaus