Neubau am Bahnhofsplatz gefloppt

■ Jetzt ist es amtlich: Investor für das Grundstück am Bahnhofsvorplatz bekommt Finanzierung nicht hin / Nun wird neu ausgeschrieben / Sollte der zweite Bieter ausmanövriert werden?

Der Verkauf des so genannten „Investorengrundstückes“ auf dem Bahnhofsplatz an die Stuttgarter Widerkehr-Gruppe ist geplatzt. Anderthalb Jahre nach der Ausschreibung teilte der Finanzsenator gestern offiziell mit, dass die Widerkehr-Gruppe die Baufinanzierung nicht zusammenbekommen habe. Das Grundstück solle nun neu ausgeschrieben werden.

Dies hätte im Grunde im Jahre 1998 schon festgestellt werden müssen. Denn „der Bewerbung ist ein prüffähiges bankbestätigtes Finanzierungskonzept beizufügen“, steht klipp und klar in der Ausschreibung, „bankverbürgte Fertigstellungsgarantien“ werden da verlangt. Die Widerkehr-Gruppe lieferte jedoch beides nicht: Der Bremer Finanzsenator ließ sich über anderthalb Jahre hinhalten.

Zum Hintergrund: Widerkehr hatte damals 25 Millionen Mark geboten, und Bremen hatte das Geld für den Umbau des Bahnhofsplatzes schon verbucht. Der zweite Bieter (Walter-Bau) bot nur 12 Millionen. Für den renommierten Bremer Gewerbe-Entwickler Henryk H. Hahm, der für Walter-Bau schon 1997 die Planungen bis zur Baureife vorangetrieben hatte, war das Gebot von 25 Millionen Mark „von Anfang an unseriös“. Und der Bieter auch: „Alle wussten, dass die das Geld nicht haben“.

Schon im Februar 1999 hatte sich die Widerkehr-Gruppe, die die Finanzierung nicht hinbekam, an Hahm gewandt – und angefragt, ob der Projekt-Entwickler nicht verbindlich Mieter für das Gebäude suchen könne. Denn keine Bank wollte der Widerkehr-Gruppe den Bau finanzieren. Hahm informierte daraufhin CDU-Wirtschaftssenator Josef Hattig schriftlich darüber, dass aus dem Widerkehr-Bau nichts würde. Aber der antwortete, er sei sicher, dass „die Widerkehr GmbH das in Rede stehende Grundstück erwerben wird“. Schlagzeile der taz dazu am 2. März 1999: „Planung am Bahnhofsplatz – ein Flop?“

Der Finanzsenator brauchte ein Jahr, um die Antwort dieser Frage zu realisieren. „Herr Perschau lebt von Illusionen“, sagte deshalb Hahm über den Bremer Finanzsenator. Für ihn ist Ulrich Keller die Schlüsselfigur in dem falschen Spiel: Keller war früher beim Finanzressort für die Immobilien zuständig und ist heute Chef der Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG).

Er habe verhindern wollen, dass der Bau am Bahnhofsplatz als attraktiver Standort für die Zentral-bibliothek fertig wird. Denn Keller hatte offenbar diesen zuverlässigen Groß-Mieter schon der Firma Zechbau für das Polizeihaus zugesagt, lange bevor es Senatsbeschlüsse darüber gab. Im Mai 1998 hatten Vertreter der Walter-Bau in einem internen Gespräch von Keller erfahren, „bereits 1997“ sei „definitiv beschlossen“ worden, dass die Zentralbibliothek ins Polizeihaus kommt.

„Jegliche Gespräche in dieser Sache, die eventuell mit Senatoren persönlich, inklusive dem Senator für Finanzen, der WfG oder dem Senator für Bildung geführt wurden oder werden“, seien „nicht relevant“, teilte Keller der Walter-Bau mit. „Die Hintergründe dieses Vorganges wären einen Untersuchungsausschuss wert“, sagt dazu Gewerbeentwickler Hahm. K.W.