Online-Shop von Schülern

■ Horner SchülerInnen setzen auf eCommerce / Lemke verspricht internetfähige Bremer Schulen spätestens bis zum Jahresende

Es war Willi Lemkes 70. Schulbesuch. Am vergangenen Mittwoch ging der Senator für Bildung (SPD) ins Schulzentrum Horn, in der die Höhere Handelsschule, die beruflichen Schulen für den Einzelhandel und die Sonderschule für geistig Behinderte untergebracht sind. Den Besuch Lemkes ließen die SchülerInnen nicht ungenutzt vorüberziehen: Im Rahmen einer Pressekonferenz demonstrierten sie, dass sich an ihrer Schule in Sachen „Neue Medien“ etwas tut.

Einen Online-Shop haben die SchülerInnen in den vergangenen Monaten unter der Leitung ihres Lehrers Peter Kaufhold gemeinsam konzipiert und nun vor kurzem ins Netz gestellt. Dass der auch funktioniert, davon konnten sich am Mittwoch alle Anwesenden überzeugen. Die im Shop angebotenen Produkte können per e-mail, Telefon oder Fax bestellt werden. Per Chat haben Kunden die Möglichkeit, Fragen zu den Produkten zu stellen. Außerdem gibt es für die internationale Käuferschaft den Online-Shop auf englisch und französisch.

Das Einkaufen im Internet, der sogenannte eCommerce, wird für den Einzelhandel immer wichtiger. Das bestätigt auch Helmut Zorn, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Nordsee: „Der eCommerce ist eine Vertriebsform, über die Einzelhandelskaufleute heute Bescheid wissen müssen“. Ein bedeutender Anteil des Umsatzes wird in Zukunft online gemacht werden – auch das steht für Zorn fest.

Somit liegen die SchülerInnen des Schulzentrums Horn mit ihrem Internet-Shop voll im Trend. Das einzige Problem: Zurzeit können aufgrund der begrenzten Anzahl von Arbeitsplätzen mit Internetzugang nur zwölf SchülerInnen an dem mit zwei Wochenstunden angesetzten Kurs „Electronic Commerce“ teilzunehmen.

Da die Nachfrage wesentlich höher war als das Angebot, musste Peter Kaufhold eine Auswahl treffen. „Ich habe besonders darauf geachtet, dass auch junge Frauen dabei waren“, erzählt der Lehrer. Abgesehen davon, dass er Frauen fördern wolle, wirke deren Anwesenheit zudem dämpfend auf die Technikbesessenheit mancher Männer. „Etwas traurig“ findet Carina Ording, Auszubildende im 3. Lehrjahr, dass nur so wenige einen eCommerce-Kurs machen konnten. „Alle Schüler müssten dazu die Möglichkeit haben“, sagt die zukünftige Einzelhandelskauffrau.

Zorn ist derselben Ansicht. „Wenn wir nicht aufpassen, müssen wir demnächst auch im Einzelhandel mit Green Card arbeiten“, lautete das plakative Statement des Verbandsvorsitzenden. In dieser Hinsicht konnte ihn Willi Lemke jedoch beruhigen. Er habe den Handlungsbedarf erkannt. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Schulen im Lande Bremen internetfähig sein. Das bedeutet: Alle SchülerInnen sollen bis dahin eine eigene e-mail Adresse haben, außerdem ist ein 24-stündiger Zugang zum Netz vorgesehen. Wie letzteres in den Schulen genau verwirklicht werden soll, weiß Lemke allerdings noch nicht. Jedenfalls scheint der Bildungssenator fest entschlossen, Bremen auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. „Wir hecheln anderen Industrienationen bereits hinterher“, betonte er.

Nur am Rande wurde übrigens bei all den wichtigen Gesprächen über eCommerce, Neue Medien und der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft, jene Gruppe von SchülerInnen erwähnt, die ebenfalls am „Online-Shop“ beteiligt ist.

Das sind die geistig Behinderten, die in dem Integrationsprojekt „PapierFalter“ gemeinsam mit den anderen SchülerInnen die Shop-Produkte herstellen: Bienenwachskerzen, Grußkarten, Blumen und Lampions aus Papier. Ihre Geschenkartikel sind gefragt. Doch der Shop ist natürlich nicht wirklich auf Gewinn ausgerichtet. „Die Behinderten können und sollen auch gar nicht endlos produzieren“, stellt Kaufhold fest. Die Produkte können unter http://members.xoom.com/antjesshop angeschaut und bestellt werden. Tanja Vogt

Hinweis:Die im Schüler-Shop angebotenen Produkte können per e-Mail, Telefon oder Fax bestellt werden