: Der dritte Sektor
Erstes Gesundheitsparlament der BürgerInnenschaft soll die „Berliner Charta für ein soziales Gesundheitswesen“ verabschieden
von MARTIN KALUZA
Wenn in Berlin nach langjähriger Pause zum ersten Mal wieder ein Gesundheitstag stattfindet, wollen die Veranstalter die Gelegenheit beim Schopfe packen: Zum ersten Mal soll das Gesundheitsparlament der BürgerInnengesellschaft zusammentreten.
Zur Gründungsversammlung sind alle Selbsthilfegruppen, Bürgerinitiativen, Verbände, freien Träger und andere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Bundesrepublik eingeladen. „Wir möchten damit das Wissen und die Erfahrungskompetenz der gesellschaftlichen Kräfte aufzeigen, die zwischen Staat und Wirtschaft den ‚dritten Sektor‘ bilden“, heißt in der Einladung. Während Standesorganisationen und Parteien zunehmend mit sich selbst beschäftigt seien, repräsentiere das Gesundheitsparlament das „Potenzial der Zivilgesellschaft“.
Nach Vorstellung der Koordinatoren wird auf der Versammlung mit der „Berliner Charta für ein soziales Gesundheitswesen“ ein Grundsatzpapier verabschiedet, das einen stetigen Entwicklungsprozess anregen und „Leitlinien für eine Neuorientierung des Gesundheitssystems in Deutschland“ entwickeln soll.
Nicht zuletzt soll das ambitionierte Papier Antworten auf Fragestellungen geben, die schon 1986 in der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abgesteckt worden waren: „Wie können wir eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik und gesundheitsförderliche Lebenswelten durchsetzen? Wie lassen sich gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen und persönliche Kompetenzen stärken? Wie müssen die gesundheitlichen Dienste neu orientiert und strukturiert werden?“
Mit dem Gründungsaufruf für das Gesundheitsparlament wollen die Initiatoren, unter ihnen der langjährige Präsident der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, ein Gegengewicht zum „Parlament der Ärzteschaft“ – dem jährlich tagenden Deutschen Ärztetag – schaffen. Bislang, so heißt es im Aufruf, gäbe es kein vergleichbares Forum für die Vorstellungen der anderen, nicht ärztlichen Gesundheitsberufe.
Das Gesundheitsparlament tagt vom 1. – 3. Juni täglich von 14.00 – 18.00 Uhr im Audimax der Technischen Universität Berlin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen