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: Abschied von der Kinder-Inder-Kampagne

„SIE SIND AUS INDIEN? DAS IST NICHT SCHLIMM!“

Vor kurzem fragte mich ein 70-Jähriger, wo ich herkäme. „Indien“, sagte ich. Seine Reaktion: „Das ist nicht schlimm.“ Hier waren wir schnell einig. In Giulinis Eisdiele arbeitet ein Inder namens Jarnail. Diesen hat Giulini, ein Italiener mit deutschem Pass, zu Gino umbenannt. „Besser für Geschäft“, sagte er. Als Jarnail seinen Urlaub in Indien verbrachte, erklärte Giulini seine Abwesenheit mit: „Er besucht seine Familie in Kalabrien.“ Als ich neulich Büroräume suchte, wurde ich von einem Vermieter gefragt: „Wie stehen Sie zur Nation?“ Natürlich senkrecht.

Gibt es eigentlich noch ein Land auf der Erde, wo McDonald’s wagen würde, für die „Chinesischen Wochen“ mit Plakaten wie „Supel“ und „Plima“ zu werben? Grundsätzlich werden Asiaten und Afrikaner in deutschen Filmen merkwürdig piepsige Synchronstimmen zugeteilt. Die Deutschen empfinden das übrigens nicht als diskriminierend. Ohne Ausnahme werden die Computer-Inder in Karikaturen mit Turban auf dem Kopf und Laptop unter dem Arm dargestellt. Die Variation des Schlangenbeschwörers.

Die regierende SPD macht es plumper. Ein Berater erklärte letzte Woche, dass es übrigens die Deutschen waren, die das Indian Institute of Technology in Chennai mitfinanzierten. Dies erinnerte mich an die WM 1982, wo Algerien Deutschland mit 2:0 schlug. Prompt kam die Pressemitteilung des BMZ, dass zwei deutsche Fußballtrainer maßgeblich am Erfolg der Algerier beteiligt waren. Nebenbei, dasselbe BMZ baute in den 60er-Jahren ein Schweinezuchtprojekt in Tunesien auf. Sie wussten nicht, dass Muslime kein Schweinefleisch essen. Die Grünen praktizieren den umgekehrten Rassismus. In einem entwicklungspolitischen Arbeitskreis wurde ein Projekt in Indien diskutiert. Der Projektleiter hatte jahrelang versäumt, eine sachgerechte Abrechung vorzulegen. Der Konsens war, man könne den Inder nicht um eine Bilanz bitten, aus Rücksicht auf dessen „Mentalität“.

Folgerichtig haben Politiker wie Rüttgers es immer verstanden, solche Bilder zum Spielball ihrer Wahlkampagnen zu machen. Und wenn Rüttgers nun gut abschneidet bei der Wahl? Dann werden mit Sicherheit die Inder schuld daran sein.

ASHWIN RAMAN