Neuer Tourismusgigant

Durch den Kauf der britischen Thomson-Gruppe wird die Preussag zum weltgrößten Tourismuskonzern. Hoher Preis zieht Aktienkurs nach unten

HANNOVER dpa ■ Der Preussag-Konzern wird durch die Übernahme des britischen Reiseunternehmens Thomson Travel das weltweit größte Touristikunternehmen. Die Versorger- und Touristikgruppe Preussag AG bot am Montag umgerechnet knapp sechs Milliarden Mark (rund drei Milliarden Euro) für den britischen Marktführer.

Die Thomson-Führung und Gründerfamilie als größter Aktionär stimmten dem Angebot bereits zu und empfahlen auch den anderen Eignern die Annahme. Damit schlägt Preussag im Rennen um Thomson Travel und die Marktführerschaft den deutschen Konkurrenten Condor-Neckermann mit einem finanziell höheren Angebot aus dem Feld.

Mehr als ein Drittel (34,4 Prozent) der Anteile an Thomson sind bereits im Besitz der Preussag. Aus TUI und Thomson entsteht ein Touristikkonzern mit einem Umsatz von 23,6 Milliarden Mark und 17,4 Millionen Reisenden. Damit verdrängt die deutsch-britische Allianz den bisherigen Weltmarktführer aus Japan, JTB (Japan Travel Bureau), der bei knapp 21 Milliarden DM Umsatz liegt.

Die Allianz muss von der Brüsseler EU-Kommission noch genehmigt werden. Preussag wird laut Frenzel seine erst im Vorjahr erworbene 50-Prozent-Beteiligung an der britischen Thomas-Cook-Gruppe wieder verkaufen.

Die Finanzierung des Kaufpreises will Preussag aus Eigenmitteln leisten. Darüber hinaus will Preussag über eine bereits genehmigte Kapitalerhöhung Aktien im Wert von 44 Millionen Euro an die Börse bringen. Noch auf der Hauptversammlung der Preussag vor vier Wochen hatte Frenzel einen so hohen Kaufpreis für Thomson als problematisch bezeichnet.

Preussag bietet 180 Pence je Aktie, während C&N nach mehrwöchigen Verhandlungen und zuletzt 160 Pence geboten hatte. Der Preussag-Aufsichtsrat hatte am Sonntag mit der Zustimmung zu dem Angebot den Weg frei gemacht.

Der Wert der Preussag-Aktie sank gestern bis Redaktionsschluss um mehr als sechs Prozent. Preussag war damit die größte Verliererin im Aktienindex DAX.

Nach Einschätzung von Aktienhändlern könnte sich das Unternehmen mit dem hohen Kaufpreis übernommen haben. Und auch die Solidität der Thomson-Gruppe wird vielfach nicht als groß angesehen.