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Internet World – Messe ja, Jobbörse nein

Doch wer Eigeninitiative mitbringt, kann sich in der kommenden Woche in den Hallen unterm Funkturm durchausnach einem Arbeitgeber umgucken. Schließlich suchen viele der 550 ausstellenden Internetfirmen händeringend Personal

Allen politischen Diskussionen zum Trotz: Auf vielen Multimedia-Messen spielt die Rekrutierung von Personalnachwuchs immer noch eine untergeordnete Rolle.

Das zeigt sich auch bei der am 23. Mai in den Messehallen unterm Funkturm beginnenden „Internet World“. Ausbildung und Berufseinstieg sind auch hier ein Nischenthema. Theoretische Beiträge zu Marktperspektiven, Bewerbungsstrategien oder gar Firmeninitiativen sucht man vergeblich.

„Spezielle Angebote hierzu sind nicht vorgesehen“, erklärt auch Marten Kähler vom Veranstalter ComMunic. In erster Linie wollen die Aussteller hier geschäftliche Kontakte knüpfen und pflegen. Das parallel organisierte Kongressprogramm mit Fachvorträgen ignoriert das Thema Job- und Personalsuche komplett. Und auch „marktrelevante“ Diskussionszirkel wie der „Power Brunch“ bleiben einem kleinen Kreis von eingeladenen Eingeweihten vorbehalten.

„Die deutschen Multimedia-Messen sprechen fast immer nur die Profis an“, kritisiert auch das Koordinationszentrum für die Ausbildung in Medienberufen (aim) in Köln. „Auf den Messen besteht in Sachen Ausbildung ein großes Defizit“, sagt aim-Sprecherin Bettina Baum, „der Nachwuchs wird außen vor gelassen.“ Das aim veranstaltet deshalb ein spezielles Absolventenforum. Das Forum unter dem Titel „Generation M“ findet vom 5. bis zum 7. Juni in Köln statt.

Doch auch auf der „Internet World“ kann sich genaues Hinschauen für Interessierte und Jobsuchende lohnen. Denn rund die Hälfte der 550 Firmen, die sich auf der Berliner High-Tech-Messe präsentieren, sind relativ junge Start-up-Unternehmen. Und die suchen in der Mehrzahl händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs. Wer mit „Wagniskapital“ hantiert, will für seine Geschäftsidee vor allem ordentlich die Werbetrommel rühren. Die eingebaute „Venture Capital World“ bietet daher auf 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche 35 jungen Start-up-Unternehmen vor allem hierfür ein Extra-Forum.

Besonders lohnt sich für Jobsuchende ein Blick in den so genannten Gründerpavillon. Zum dritten Mal stellen dort in diesem Jahr die Preisträger eines bundesweiten Multimedia-Wettbewerbs des Branchenverbandes VDI/VDE-IT ihre brandneuen Geschäftsideen vor und hoffen, mit potenziellen Kunden und erhofften Geldgebern ins Gespräch zu kommen – aber auch, von Jobinteressenten angesprochen zu werden.

Wer als Newcomer einen Fuß in die Tür kriegen will, sollte vor allem nach der Internet Career World (Halle 3.2) Ausschau halten. Hier treffen sich Fachkräfte aus der IT-Branche, und Onlinestellenbörsen wie „Jobline.de“ oder „Competence-Online“ stellen ihr Angebot vor. „Für Jobsuchende ist das der richtige Anlaufpunkt“, sagt ComMunic-Mann Marten Kähler.

So etwa die Hamburger Firma Cyquest Internet AG. Die Jungunternehmer, die ihre Firma erst im Februar gegründet haben, gingen diese Woche mit ihrer Idee, das erste Assessment-Center im World Wide Web zu veranstalten, online. „Ohne qualifizierte Mitarbeiter geht das nicht. Deswegen wollen wir auch in Berlin Kontakte knüpfen“ sagt Cyquest-Mitbegründer Joachim Diercks.

Damit steht Cyquest nicht allein da. „An den Messeständen können oft überraschend gute Kontakte geknüpft werden“, empfiehlt Kähler. Und: „Nachfragen lohnt sich fast immer.“

CHRISTOPH RASCH

Die Internet World findet vom 23. bis 25. Mai am Messegelände unterm Funkturm statt, die „Venture Capital World“ steht in Halle 1.2. Weitere Infos unter www.internetworld-messe.de . Informationen über das Kölner Absolventenforum im Juni unter www.aim-mia.de

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