„Sieg des kämpferischen Tunesiens“

Der Journalist Tawfik Ben Brik darf nicht mehr nach Algerien. Dafür ist sein Bruder wieder auf freiem Fuß

MADRID taz ■ Die Affäre um die Brüder Ben Brik ist ausgestanden: Jelal Zoghlami, der Bruder des Journalisten Tawfik Ben Brik, muss nicht ins Gefängnis zurück. Ihm war „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ vorgeworfen worden, nachdem er im April versucht hatte, seinen sich damals im Hungerstreik befindenden Bruder zu besuchen.

Tawfik Ben Brik, Korrespondent der Pariser Tageszeitung La Croix, hatte mit seinem Hungerstreik gegen die Behinderung seiner Arbeit in Tunesien sowie den vorübergehenden Entzug seines Reisepasses protestiert und ist mittlerweile nach Frankreich ausgereist, wo er zu Beginn der Woche den insgesamt 45-tägigen Hungerstreik abbrach. Die Freilassung seines Bruders sei „ein neuer Sieg des kämpferischen Tunesiens“, sagte Ben Brik, der jetzt ein Buch über seine Zeit als Korrespondent im Urlaubsparadies Tunesien vorbereitet. Darin will er einmal mehr die prekäre Menschenrechtslage unter Präsident Zine el Abidine Ben Ali öffentlich machen. Zwei im Ausland zu diesem Thema veröffentlichte Artikel dienten als Vorwand, um Ben Brik den Pass abzunehmen und wegen „Verbreitung falscher Tatsachen“ gegen ihn zu ermitteln. Wäre es ihm nicht gelungen, mit dem Hungerstreik seine Ausreise zu erzwingen, hätte er für bis zu sechs Jahren hinter Gittern verschwinden können.

Mit seinem Engagement, das vor allem in Frankreich und bei zahlreichen Menschenrechtsorganisationen sowie im Europaparlament auf Unterstützung stieß, ist Tawfik Ben Brik nicht nur der tunesischen Regierung ein Dorn im Auge. Auch Algerien möchte sich den unbequemen Verteidiger der Menschenrechte lieber vom Halse halten und ließ Ben Brik vor einer Woche nicht nach Algier einreisen. Journalistenkollegen hatten ihn eingeladen, gemeinsam eine Gedenkstätte für einen von Frankreich ermordeten algerischen Unabhängigkeitskämpfer zu besuchen, um an diesem symbolträchtigen Ort seinen Hungerstreik zu beenden. „Algerien wird sich nicht um die Probleme einer Reihe von Ländern kümmern, die wie wir extrem eifersüchtig darüber wachen, dass sich niemand in ihre inneren Angelegenheiten einmischt“, erklärte Außenminister Youcef Yousfi. Die algerischen Journalisten sehen das anders. Sie haben mittlerweile hunderte von Unterschriften für eine Einreise ihres tunesischen Kollegen gesammelt. RAINER WANDLER