Die Kämpferische

Ute Vogt ist die erste Frau an der Spitze des Innenausschusses im Deutschen Bundestag. Und ein durchsetzungsfähiges Polititalent

Der Rummel um Ute Vogt ist groß in diesen Tagen. Normalerweise ist die Wahl eines neues Ausschussvorsitzenden höchstens eine Meldung wert. Als aber durchsickerte, dass die 35-jährige Baden-Württembergerin Vorsitzende des Innenausschusses werden würde, war das etwas ganz anderes. „Die Journalisten riefen schon hier an, bevor es überhaupt sicher war“, erzählt die neue Vorsitzende mit einer leichten Verwunderung in der Stimme.

Als sie im vorigen Jahr SPD-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg wurde, sei das in den Medien nicht halb so gut angekommen. „Und dafür habe ich wirklich kämpfen müssen. Das habe ich viel wichtiger gefunden.“ Vogt ist in der zweiten Legislaturperiode im Bundestag und zählt zu den jungen und pragmatischen Nachwuchsstars der SPD. Als sie 1994 in das Parlament einzog, merkte sie schnell, dass die Themen, die sie interessierten, wie Asyl und Zuwanderung, schon besetzt waren. Für die klassisch weiblichen Bereiche – Frauen, Familie und Jugend – hatte sie wenig Interesse. Sie findet, „wenn wir in der Frauenpolitik vorankommen wollen, müssen wir in männliche Domänen wie Innen, Haushalt-, Finanz- und Außenpolitik einsteigen“.

Also hat sich die selbstständige Rechtsanwältin für die Innenpolitik entschieden und sich mit den Folgen der Informationsgesellschaft, mit Datenschutzfragen und Rechtsextremismus beschäftigt. Ganz nebenbei wurde sie damit zum Shooting-Star der baden-württembergischen Sozialdemokraten.

Ute Vogt ist durchsetzungsfähig. Auch was sie als neue Innenausschussvorsitzende erreichen will, ist klar: „Mehr direkte Demokratie und mehr direkte Mitbestimmung“. Vogt ist eine große Befürworterin von Volksbefragung und Volksentscheid. Sie versteht sich als Linke, stimmte gegen den Kosovo-Einsatz der Bundeswehr, war eine Anhängerin von Oskar Lafontaine und, als die SPD 1993 für den Asylkompromiss stimmte, nahe dran, die Partei zu verlassen. Früher hat sie sich der parlamentarischen Linken zugeordnet. Heute tut sie das nicht mehr so hundertprozentig. Entgegen vielen Fraktionslinken steht und stand sie immer hinter dem Sparprogramm von Finanzminister Hans Eichel, das sie auch lieber als „Zukunftsprogramm“ bezeichnet. Sie gilt als Protegé des Kanzlers. Doch das stört sie nicht. Es freut sie eher, weil sie das Gefühl hat, dass er ihre Arbeit schätzt, obwohl oder gerade weil sie nicht immer „Hurra schreit“. Gern erzählt sie die Anekdote, als Schröder anlässlich eines Fototermins ihr Erscheinen mit den Worten kommentierte: „Die Fundamentalopposition kommt auch.“ KARIN NINK