Der Markt bietet ein großes Potenzial

Bernd Weber, im Vorstand des Ökostrom-Anbieters energie europe AG, über die Chancen alternativer Energien: Die Bereitschaft, zu Ökostrom zu wechseln, ist in Berlin, wie in anderen Großstädten, höher

Bernd Weber ist im Vorstand der unit energy europe AG (Frankfurt am Main), die europaweit ausschließlich grünen Strom anbietet. Die Unit-Gruppe betreibt unter anderem Wasserkraftanlagen in Italien, der Tschechischen Republik und Georgien sowie Windparks in Portugal und Frankreich. In diesem Jahr werden europaweit Erzeugungsanlagen mit einer Kapazität von 36 Megawatt den Betrieb aufnehmen und die Erzeugungskapazitäten der Unternehmensgruppe vervierfachen.

taz: Sie bewegen sich auf einem schwierigen Markt, die Bereitschaft, zu Ökostrom zu wechseln, ist nicht besonders groß. Woher nehmen Sie den Optimismus, auf diesem hart umkämpften Markt mitmischen zu können?

Bernd Weber: Unit energy sieht für sich große Chancen in Kooperationen mit den Stadtwerken und anderen Ökostromanbietern. Wir sind kürzlich eine Vertriebskooperation mit den Stadtwerken Rodgau eingegangen, die sehr viel versprechend anläuft. Für die Stadtwerke sind glaubwürdige Ökostrom-Partner ungeheuer wichtig. Zudem bietet der liberalisierte Markt ein großes Potenzial für Energiedienstleistungen. Wir sind im Moment dabei, unseren Geschäftsbereich Energie-Services aufzubauen. Hier bieten wir Stadtwerken und anderen Stromhändlern eine kompetente Beratung sowie die Infrastruktur für das Stromdurchleitungsmanagement an.

Die Bundesregierung will den Ausbau erneuerbarer Energien stärken. Wie wirksam ist die Unterstützung?

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist für die Erzeuger regenerativer Energie lebensnotwendig. Für die Stromvertriebe treibt es allerdings die Einkaufspreise in die Höhe. Uns als Erzeuger und Vertrieb von Ökostrom trifft es somit positiv und negativ. Wir halten es trotzdem für wichtig, bereits heute einen Markt für Ökostrom aufzubauen. Wenn eines Tages die staatliche Förderung wegfällt, muss bereits ein Markt etabliert sein, sonst findet der Ökostrom keine Abnehmer. Bei der Ökosteuer lässt die Arbeit der Bundesregierung allerdings zu wünschen übrig. Warum um alles in der Welt muss man auf Ökostrom eine Ökosteuer entrichten? Wir fordern hier die sofortige Abschaffung.

Ist Berlin ein schwieriger Markt oder im Vergleich eher offen?

Nachdem seit Beginn des Jahres die Bewag-Hürde genommen ist, können Unternehmen in Berlin Ökostrom anbieten, wenn sie die Qualitätskriterien des WWF erfüllen. Das ist für uns kein Problem. Der Berliner Markt ist im Grunde mit dem anderer Großstädte vergleichbar. Ganz allgemein ist die Wechselbereitschaft in den großen Städten etwas höher als in ländlichen Regionen.

Interview: MARTIN KALUZA