Auch Telefonieren ist möglich

Die HdK erprobt das Universitätshandy: Campus-Mobil bewahrt vor Desorientierung und Beamtenkontakt

E-Commerce – das war das große Wort im letzten Jahr. Und weil die Hochschule der Künste einen Ruf zu verlieren hat, was ihre Nähe zum Trend betrifft, leitete sie gleich die Gründung eines entsprechenden Studienganges in die Wege. Aber das war gestern. Jetzt kommt Mobile-, also M-Commerce, und wieder ist man in der Hardenbergstraße ganz vorn mit dabei. Die Hochschule der Künste, T-Mobil und das IT-Unternehmen Condat entwerfen das Universitäts-Handy: „Campus-Mobil erspart Zeit und Wege.“ Es handelt sich um einen Mobilfunkdienst für das Handy, der auf dem neuen WAP-Standard (Wireless Application Protocol) basiert und das Internet auf das Mobiltelefon bringen soll. Konvergenz nennt man das: Alles schmilzt zusammen in einem einzigen, vollgestopften handheld.

Während die Telekom Netz und Geräte zur Verfügung stellt, wird man an der HdK vor allem mit einer Marktakzeptanz-Studie und der Entwicklung eines geeigneten Interfaces beschäftigt sein. Die Condat AG, die die Software schreiben wird, betrachtet das Ganze nicht als Forschungsprojekt, sondern vor allem als Erprobung eines Geschäftsmodells, das für die gerade erst entstehenden WAP-Dienste noch fehlt. Da kümmert es kaum, dass WAP eigentlich schon heute ein veralteter Standard ist. Mit UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) steht der Nachfolger bereits fest, der 2002 ans Netz gehen wird.

Doch die Kunsthochschule ist erneut stolz auf die Kooperation mit der Privatwirtschaft. Für Prof. Peter Bayerer sind solche Verbundprojekte, wie Campus Mobil und der E-Commerce-Studiengang, ein blendender Motivator für die Studenten. Mit der neuen Service-Umgebung wird man morgens schon prüfen können, ob die Lehrveranstaltungen stattfinden, die momentane Verfügbarkeit von Computerarbeitsplätzen in der Bibliothek abfragen und den Mensaspeiseplan downloaden. Dann überprüft man den Aufenthaltsort seiner „Buddies“ und verabredet sich per Chat, um während des Essens die Nachricht zu erhalten, die Mahngebühren für den überzogenen Reader seien ab heute fällig. Wenigstens, so blinkt es auf dem Display, ist die Klausur bestanden, die Anmeldung für den Folgekurs erfolgt per Eingabe der Matrikelnummer. Stundenpläne erstellen sich von selbst. Abendveranstaltungen lassen sich ebenso abfragen wie die Abfahrtszeit der letzten S-Bahn.

Campus-Mobil bewahrt vor Desorientierung und Beamtenkontakt. Und vielleicht kann man den Senat dazu bewegen, jeden Studenten mit einem solchen Handy auszustatten. Studienzeiten ließen sich dramatisch verkürzen. Wer es sich auf der Campuswiese zu bequem macht, könnte per Global Positioning System lokalisiert und mit dezentem Vibrationsalarm an seine Vorlesung erinnert werden. Und Telefonieren kann man damit übrigens auch. Sebastian Handke