Auch Bayers Korbjäger sind ohne Glück

Alba Berlin gewinnt trotz unangenehmer Aufholjagd von Bayer Leverkusen das erste Finalspiel um die Basketball-Meisterschaft mit 75:71 und kann heute beim Auswärtsspiel eine Vorentscheidung erzwingen

Der einzige Alba-Spieler, dem nicht nach Jubeln zumute war nach dem knappen 75:71-Sieg im ersten Finalspiel um die deutsche Basketballmeisterschaft gegen Bayer Leverkusen, war Terry Dehere. Während die übrigen Akteure sich im Mittelkreis aufstellten und von den 5.665 erleichterten Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle feiern ließen, verschwand der US-Amerikaner, der 13 Punkte zum wichtigen Erfolg im Auftaktspiel der Best-of-five-Serie beigetragen hatte, schnurstracks in die Kabine.

Der Grund für den raschen Abgang war nicht etwa Unzufriedenheit mit seiner Leistung, sondern Dehere hatte kurz zuvor erfahren, dass Malik Sealy, sein Freund und langjähriger Mitspieler bei den Los Angeles Clippers, am Samstag bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Das Fahrzeug von Sealy, zuletzt bei den Minnesota Timberwolves, war von einem auf der falschen Spur fahrenden Pick-up-Truck gerammt worden, als der Spieler auf dem Heimweg von der Geburtstagsfeier des Teamkollegen Kevin Garnett war.

Alba-Coach Svetislav Pesic wollte Dehere offenbar durch viel Spielzeit über den Schock hinweghelfen, denn der 28-Jährige gehörte mit Wendell Alexis, Henrik Rödl, Patrick Femerling und Vladi Bogojevic zu jenen fünf Akteuren, die in den letzten Minuten durchspielen mussten, um den Schlussansturm der Leverkusener abzuwehren. Weder Jörg Lütcke oder Stipo Papic, die beide mit ihrer Energie und Intensität dazu beigetragen hatten, dass Alba die Partie fast die ganze Zeit kontrolliert hatte, noch Geert Hammink, der gegen Center-Methusalem Hansi Gnad (37), den „Matthäus des Basketballs“ (Pesic), eine gute Partie spielt, kamen noch einmal aufs Feld. Erst „unkonzentrierte Entscheidungen“, schimpfte der Alba-Coach, hätten dazu geführt, dass es am Ende noch einmal knapp wurde und die Leverkusener, die zwischenzeitlich längst geschlagen schienen und mit bis zu 13 Punkten zurückgelegen hatten, wieder herankamen und zum 71:71 ausgleichen konnten. Doch dann ließen sie sich von Bogojevic einen Einwurf stehlen, kurze Zeit später warf Spielmacher Chuck Evans einen Pass ins Leere, Bayer musste foulen und Alba konnte mit Freiwürfen den Sieg perfekt machen.

„Die Fehlpässe in der letzten Minute“ nannte Calvin Oldham neben der schlechten Rebound-Bilanz seines Teams als Ursache für das knappe Scheitern gegen den Titelverteidiger. Bayer Leverkusens Trainer kommt in seinem eleganten dunklen Anzug immer mehr als perfekter Michael-Jordan-Lookalike daher und stellt vom Äußeren die werksinterne Antithese zu Christoph Daum dar. Mehr Erfolg als seinem fußballerischen Amtskollegen war dem coolen Coach am Samstag aber auch nicht vergönnt.

Ein Heimsieg im heutigen zweiten Match der Serie (20.15 Uhr, DSF) scheint Pflicht für Leverkusen, um die Serie noch offen halten zu können, andererseits holte Bayer auch im Halbfinale einen 0:2-Rückstand gegen Frankfurt auf. „Wir sind in einem guten Rhythmus“, sagte Oldham und machte deutlich, dass er den Titel im Gegensatz zu Christoph Daum noch keineswegs abgeschrieben hat. MATTI LIESKE