Regelfach Islam

Der Islamunterricht ist in NRW regulär, ab Herbst vielleicht auch eine Professur für das Lehramt

Muslimische Kinder können in Nordrhein-Westfalen seit diesem Schuljahr am Islamunterricht als ordentlichem Schulfach teilnehmen. Der Modellversuch läuft an 37 Schulen und soll im nächsten Schuljahr ausgeweitet werden. An den Projektschulen nehmen im Durchschnitt 80 Prozent der muslimischen Schülerinnen und Schüler teil. In jeweils zwei Stunden pro Woche wird den muslimischen Kindern Geschichte und Religion des Islam in deutscher Sprache vermittelt. Die Noten sind in gleichem Maße versetzungsrelevant wie die des konfessionellen Religionsunterrichts.

Der Islamunterricht wird derzeit in der ersten Klasse der Grundschule sowie in den Klassen 5 und 6 an den weiterführenden Schulen erteilt. Geplant ist ein Durchlauf bis Klasse 10. Mindestens zwölf Kids müssen sich anmelden, damit ein Kurs zustande kommt. Die muslimischen Lehrerinnen und Lehrer werden allein von der jeweiligen Bezirksregierung ausgewählt. Ihre Ausbildung, die zur Zeit noch in Form der Fort- und Weiterbildung geschieht, liegt ebenfalls in staatlicher Hand. Das hat bereits zu erheblichen Protesten von Seiten der muslimischen Verbände geführt.

Der Islamunterricht ist eine Weiterentwicklung des muttersprachlichen Unterrichts, den es in NRW seit den 60er-Jahren gibt. Innerhalb dieses Unterrichts, der von Klasse 1 bis 10 erteilt wird, gibt es seit 1986 die islamische Unterweisung. Ebenso wie in Hessen wird dieser Unterricht von der Landesregierung getragen. Im Gegensatz zu den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Saarland und Schleswig-Holstein, in denen sich die religiöse Unterweisung im Rahmen des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts der Aufsicht der Schulbehörden entzieht.

Es unterrichten Lehrer aus den Entsendeländern nach dort erstelltem Schulmaterial. In zwei von fünf Wochenstunden des muttersprachlichen Unterrichts werden die Kinder an Rhein und Ruhr in türkischer oder arabischer Sprache über die islamische Tradition belehrt. Von den 240.000 muslimischen Schülerinnen und Schülern in NRW nutzen rund 10.000 dieses Angebot. Bei der herkömmlichen islamischen Unterweisung werden allerdings diejenigen, die kein Türkisch oder Arabisch sprechen, ausgegrenzt.

Die Landesregierung erhofft sich, durch den Islamunterricht in deutscher Sprache künftig noch mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen. So nehmen jetzt etwa an einer der Projekt-Hauptschulen im Regierungsbezirk Köln Muslime aus Afghanistan, dem Iran, Jordanien, dem Kosovo, Syrien, Marokko, der Türkei und Deutschland teil. Die neue islamkundliche Unterweisung folgt den Curricula derjenigen des muttersprachlichen Unterrichts. Zur Zeit werden diese Curricula am Landesinstitut in Soest dem neuen Fach angepasst. Anvisiert ist auch eine Professur für eine ordentliche Lehramtsausbildung der Islamlehrenden in NRW. Eine Entscheidung darüber soll im kommenden Herbst fallen. ISABELLE SIEMES