Gleiche Zeit für alle

■ Streit über Stundenzahl für Gymnasial- und andere LehrerInnen an Gesamtschulen

Es war einmal eine Vera König. Die war Lehrerin an einer Gesamtschule und ist vor Gericht gezogen, weil sie es ungerecht fand, dass Haupt- und RealschullehrerInnen an ihrer Schule 27, die Gymnasial-Kollegen aber nur 24 Stunden unterrichten müssen. Das Hamburger Verwaltungsgericht gab Vera König Recht: gleiche Unterrichtsverpflichtung für alle, die in der Sekundarstufe I unterrichten.

Dass es überhaupt verschieden hohe Unterrichtsverpflichtungen für die einzelnen Schulformen gibt, liegt an den unterschiedlichen Vor- und Nachbereitungszeiten. So müssen GrundschullehrerInnen beispielsweise mehr Stunden geben als ihre Kollegen an Gymnasien, weil sie weniger Zeit fürs Klausurenerfinden und -korrigieren und fürs Prüfen brauchen. Für die Gesamtschulen hat das Gericht nun aber Handeln verordnet. Die Schulbehörde entschied sich für die kos-tenneutrale Lösung: Alle sollen 26 Stunden unterrichten. „Das ist eine Entlastung für die zwei Drittel der Kollegen, die Haupt- und Realschullehrer sind“, sagt Uta Köhne, Sprecherin der Schulbehörde.

Das sieht der Personalrat Gesamtschulen anders. Er hat die Arbeitszeiterhöhung für die GymnasiallehrerInnen abgelehnt und gefordert, dass es bei 24 Stunden bleibt. Nun wird es weitere Gespräche geben, bevor der Senat eine Regelung beschließt. Als Kompromiss ist ein Stufenmodell angedacht. Ausgehend von den 26 Stunden für alle sollen Gesamtschul-GymnasiallehrerInnen, die bis zu drei Stunden wöchentlich in der Oberstufe unterrichten, eine halbe Stunde Ermäßigung bekommen. Schrittweise steigt diese Ermäßigung, so dass die, die zwölf oder mehr Stunden in der Oberstufe unterrichten, zwei Stunden Ermäßigung bekommen und damit wieder bei 24 Stunden sind.

Michael Ferck, Gymnasiallehrer an der Gesamtschule Harburg, findet: „Das ist ein nettes Angebot, aber keine richtige Antwort.“ Denn allein der Aufwand für Vorbereitung und Korrektur der Abiklausuren sei gewaltig. „Es gibt eben keine genaue Arbeitsplatzbeschreibung, denn dann würde man sehen, dass 24 Stunden Unterricht sehr viel mehr sind als 24 Stunden Arbeit.“ Sandra Wilsdorf