■ UrDrüs wahre Kolummne
: Gröpelingen ist geil!

Offensiv in den Kneipen zu missionieren, empfiehlt Evangelen-Schriftführer Louis-Ferdinand von Zobeltitz – und als einer, der das ohnehin schon seit Jahrzehnten mit Inbrunst tut und dabei manches Stück Geld und Einiges an Gesundheit geopfert hat, fordere ich alle vom Heiligen Geist beseelten Theken-Apostel auf, am morgigen Samstag in jedem x-beliebigen Haake-Beck-Stübchen einen Verachtungsschluck auf den Staat zu nehmen. Eingedenk der Tatsache, dass auf den Tag genau vor 475 Jahren der Thomas Müntzer als Prediger eines Himmelreichs auf Erden von der damaligen Bundesregierung hingerichtet wurde, kann man die Kontinuität der obrigkeitlichen Verderbnis getrost mal wieder zum Stammtisch-Thema machen!

Pi-Pa-Po/ Ocean-Park K.O.! Wenn wir fest zusammenstehn/ wird der Space-Park auch vergehen. Der Morgenurin von Neil Armstrong und der Weltraum-Pyjama von Ulf Merboldt können ja schliesslich ebensogut in einem Dasa-Schrein präsentiert werden und so zur Aktualisierung des Bleikellers beitragen. Und nachdem der Zoo am Meer in Bremerhaven wegen der wirtschaftssenatorischen Großkotz-Planung um seine Fische gebracht wurde, könnte Käpt'n Iglo doch im ehemaligen Aquarium Fischstäbchen und andere Meeresfrüchte fangfrisch aufbewahren: Der Kinder wegen, die ja nix dafür können, dass ihre Eltern sie in Schlick-Town vegetieren lassen, wo jeder nordische Backstein noch nach der guten alten Konsum-Sozialdemokratie riecht...

Sorgen mach ich mir nur um Diesel Motschmann, die trotz neuer Autogrammkarten beim CDU-Parteitag unter der Choreographie von Bernd E. Neumann den Sprung in den neuen Landesvorstand nur denkbar knapp schaffte. Bleibt ihr am Ende nur noch, Ratgebertante beim Weserreport zu werden, um weiterhin ihren Hera Lind-Charme zu verströmen? Wird sie ihren Martini-Prediger wegen eines österreichischen Heiratsschwindlers verlassen, um wenigstens so noch in die Medien zu kommen? Junge Frau, seien Sie unverzagt – für Sie wird immer noch ein Plätzchen in dieser meiner Herzensecke sein, auch wenn die schnöde Welt drumrum Sie in das Abseits stellt!

Und wo bleibt das richtig Positive? Toll, dass man demnächst von der Schlachte aus im schnellen Shuttle-Boot nach Helgoland schippern kann: ein Service, den ich als künftiger Bewohner des maritimen Urnenfeldes der Deutschen Seebestattung-Genossenschaft (Nord-Nordooost) sehr wohl zu schätzen weiß. Und wenn dann noch aus dem früheren Stern-Kino ein Varieté wird, ist mir um die Zukunft Bremens als touristisches Schatzkästlein nicht bange: Allein die Vorstellung, dass der lustige Jens Eckhoff im goldbetressten Konfirmationsanzug den Türsteher macht, veranlasst mich schon jetzt, eine Premierenkarte zu bestellen. Wie? Was? Das ist gar nicht vorgesehen? Dann wird da auch nix draus!

Ich achte/schätze/liebe die taz-eigene Kulturministerin Barbara Kern aber ihre Faszination durch den hohlen Proll-Faschismus der Leni Liefenstahl-Onkelz veranlasst mich doch, ihr eine zweiwöchige Kneiptour mit den Veteranen der schwarzmetallischen Härte-Combo zu verordnen, die sich mit dem Party-Hit „Gröpelingen ist geil“ tief in das kollektive Herz von Werktätigen und Arbeitsscheuen verankert hat. Da nämlich geht die Wummerpost ab, verpisst sich der Disco-Foxer in haltloser Flucht und verdunstet das Bier auf den wohlverstimmten Gitarren. Weiß aus intensiver Selbsterfahrung

Ulrich „Metal“ Reineking