Grüne wollen neu erblühen

Renate Künast will die Grünen wieder zum „Mehr-Generationen-Projekt“ machen. Mit Jugendforen und der Öffnung für Quereinsteiger soll die Öko-Partei sich verjüngen. Edle Erkenntnis: Das kostet Geld und erfordert, dass die Alten Macht abgeben

von TINA STADLMAYER

Der Schock von NRW hat bei den Bündnisgrünen eine längst überfällige Debatte ausgelöst. Bei der Landtagswahl vor zwei Wochen konnte die FDP viele Jungwähler gewinnen, die Grünen verloren deutlich. Wie also kann grüne Politik für junge Leute wieder interessant werden? „Ran an das Mehr-Generationen-Projekt!“ lautet die Antwort, die vier bekannte Grüne in ihrem Positionspapier für den Kleinen Parteitag am Wochendende in Berlin aufgeschrieben haben.

Ramona Pop, Vorsitzende der „Grünen Jugend“ und Mitautorin erläutert: „Jugendliche sind erst mal erschrocken, wenn sie zu einem grünen Ortsverband kommen und dort von Geschäftsordnungsanträgen erschlagen werden.“ Innerhalb der Grünen Jugend werde offener diskutiert als in anderen Parteigremien – die klassischen Parteiflügel spielten dort keine Rolle. Renate Künast, Fraktionsvorsitzende im Berliner Landtag, unterstützt das Anliegen. Die Kandidatin für den Parteivorsitz sagt, es sei eine „Messlatte für die Arbeit des neuen Bundesvorstandes“, ob es gelingen werde, die Grünen für Jüngere wieder attraktiv zu machen. Sie schlägt vor, die relativ wohlhabenden Mitglieder im Mittelbau der Partei sollten Geld für grüne Jugendprojekte spenden. Über Aktionen und Jugendtreffen könnten die Jugendlichen für die Partei begeistert werden. Sie würden dann auch Lust bekommen, in den verhandenen Strukturen mitzuarbeiten und diese „aufzumischen“. Pop, Künast, der jugendpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Christian Simmert, und der schleswig-holsteinische Umweltminister Klaus Müller erklärten in ihrem Papier, die „alten grünen Stichworte: Demokratie und Umweltpolitik, Gerechtigkeit zwischen den Generationen und Geschlechtern“ seien weiterhin „in“. Zusätzlich gelte es jetzt „Zukunftsfragen“ zu beantworten: Zum Beispiel die Frage nach der Chancengleichheit an Bildung und am Arbeitsmarkt. Die grüne Partei müsse „verstaubte politische Rituale aufbrechen“: Sich zum Beispiel für Nichtmitglieder und Quereinsteiger aus anderen Bürgerinitiativen und Vereinen öffnen, mit den Jugendverbänden enger zusammenarbeiten, mehr Praktika für Studenten anbieten, das Internet besser nutzen und den Nachwuchs durch „Mentoring“ fördern.

Das alles, so Renate Künast, sei „nicht umsonst zu haben“. Die Partei müsse „Finanzen und Manpower“ in diese Projekte investieren. Und: „Die Älteren müssen über ihren eigenen Schatten springen und Macht abgeben.“