Der abgeschlossene Roman
: Mikes Pornos

■ Wir erzählen weiter, wo der Klappentext endet. Heute: Bodenloses

Kein Mensch hat heutzutage noch Zeit, ein Buch zu lesen. Selbst Bibliophile kommen selten über den Klappentext hinaus. Wir schaffen jetzt Abhilfe. Und erzählen dort weiter, wo der Klappentext aufhört. Den ganzen Roman. Bis zum Ende.

Der erste Fall in ihrem eigenen Büro zieht der Anwältin Laura Di Palma glatt den Boden unter den Füßen weg: Sie soll ausgerechnet den Guru Bruder Mike vertreten, der von seinen Anhängern harte Pornovideos gedreht hat und sie nun verkauft. Sein Problem: Nicht alle sind damit einverstanden, und er muss mit einer Klage rechnen. Doch noch ehe Laura Di Palma sich richtig in den Fall einarbeiten kann, macht sie die grauenvollste Entdeckung ihres Lebens ...

... ihr Videoapparat – er funktioniert nicht mehr! Laura zieht es glatt den Büstenhalter vom Busen. Verzweifelt ruft sie um Hilfe: „110, 110! Hört mich denn keiner?“

Plötzlich stürmt die Polizei Lauras Büro. Zwei Beamte fallen gleich ein Stockwerk tiefer und brechen dem verdutzten Guru Bruder Mike versehentlich das Genick, als der gerade dabei war, heimlich das ultraharte Pornovideo „Onanie unter bodenlosen Anwältinnenbüros“ zu drehen.

Der smarte Detective Bruno Di Bonsai checkt hingegen die prekäre Situation sofort. Spontan reißt er sich das Langhaar-Toupet vom Kopf und reicht es Laura Di Palma, die dankbar ihre Blöße bedeckt. Anschließend stöpselt er den Stecker des Recorders in die Steckdose und zieht sich noch vor Ort all die harten Mike-Videos rein.

Di Bonsai ist begeistert, erschießt sofort Laura, vernichtet alles belastende Material und gründet mit den eine Etage tiefer wartenden Polizisten eine Videoproduktionsfirma für Uniformfetischisten. Ihr größter Erfolg: Der megaharte Streifen „Stoppen, pusten, zahlen – aus dem Sexleben eines rattenscharfen Verkehrsbullen“.

zott

Der Klappentext stammt von dem Roman „Blindes Vertrauen“ von Lia Matera, Heyne Verlag 1996, 12,90 Mark