Jetzt unbestreitbar: Bremen ist eine Stadt am Fluss!

Erika Döring (33) aus Horn-Lehe zur taz:„Ich bin völlig baff. Bis heute wusste ich nicht, dass Bremen eine Stadt am Fluss ist!“ Klaus-Dieter Hornig (56) aus Sebaldsbrück: „Mönsch! Daschan Ding! Mitten in Bremen ein Fluss! Ischa doll is dascha.“ Tausende von BremerInnen, nach Angaben der Lokalzeitung Weserkuriersogar Touristen aus Brinkum und Bielefeld säumten am Samstag das Ufer eines neu entdeckten Flusses. Die Menschen überzeugten sich davon, dass dieser Fluss, wie die Bremer Landesregierung kürzlich in einer Pressemitteilung behauptet hatte, „mitten durch Bremen fließt“.

„Wir haben das in den 80er Jahren entdeckt und wegen der Probleme mit dem Länderfinanzausgleich geheim gehalten,“ erklärte Senatspressesprecher Klaus Schloesser (46) gegenüber dieser Zeitung. Erst als Bremen wegen der Probleme mit dem Länderfinanzausgleich kein vorzeigbares Expo-2000-Projekt aus dem Hut zaubern konnte, verfiel man auf das so lange verheimlichte Rinnsal zwischen Bremer Alt- und Neustadt. Am Samstag wurde der „Fluss“ vom parteiübergreifenden Kuratorium „Bremen – Stadt am Fluss“ der Weltöffentlichkeit präsentiert und – eine kleine Verbeugung gegenüber der Lokalzeitung „Weserkurier“ – auf den Namen „Weser“ getauft.

Leider ist die jetzt entdeckte Weser für richtige Schiffe ungeeignet. Zur Feier des Tages hatte man ein Modellschiff („Hansekogge“) sowie zwei oder drei weitere Spielzeugschiffe ins Wasser gelassen. Ein Uferstreifen namens „Schlachte“ war anlässlich der Einweihungsfeierlichkeiten für 60 Millionen Mark gepflastert worden, um dort Bier ausschenken zu können. Dem Gerstensaft wurde am kühlen, wenn auch sonnigen Samstag eifrig zugesprochen. Ein sichtlich gut gelaunter Wirtschaftssenator Joseph Hattig (CDU) versprach sich eine positive Wirkung des Alkoholkonsums: „Bei 1,82 Promill sieht man – zack zack! – doppelt so viele Schiffe!“ BuS / Foto: Laura Marina