Mitmachen stört

Jugendhilfetag fordert „Bündnis für Zukunft“. Teilnehmer beklagen Trend zur Ausgrenzung Jugendlicher

NÜRNBERG taz ■ Ein „Bündnis für Zukunft“ forderte der Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft der Jugendhilfe“ (AGJ), Reiner Prölß, am Wochenende zum Abschluss des 11. Deutschen Jugendhilfetages in Nürnberg. Alle gesellschaftlichen Kräfte müssten zusammenwirken, um „gute Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu sichern“. Nur so könne verhindert werden, dass Politik durch populistische Entscheidungen die Zukunft der Jugend aufs Spiel setze.

Unter dem Motto „Leben gestalten, Innovation wagen, Zukunft fordern“ hatten sich seit Donnerstag in Nürnberg über 400 Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe präsentiert.

Auf der Abschlussveranstaltung forderte Jugendhilfe-Chef Prölß, Kinder- und Jugendorganisationen künftig ins „Bündnis für Arbeit“, ins „Forum Bildung“ und in die „Rentenkonsensgespräche“ einzubeziehen. Eine Forderung, der sich die Staatssekretärin im Bundesjugendministerium, Edith Niehuis, anschloss. Der Trend gehe aber in Richtung Ausgrenzung: „Wenn alles in Politik und Staat verschlankt und rationeller gemacht wird, stört jeder, der mitmachen will.“ Das Bündnis für Zukunft müsse dort entstehen, forderte Prölß, wo die Jugendhilfe an „Grenzen ihrer Gestaltungsfähigkeit“ stoße.

Die sind rasch erreicht, wenn es um die Erwerbsperspektive junger Menschen geht. Im Raum Heilbronn sprangen daher die Handwerkskammer, das örtliche Arbeitsamt, Gewerkschaften, Kirchen, Kommunen und Bildungsträger im Raum Heilbronn ein, um eine „gemeinsame Hilfskette“ zu bilden. Nicht Kosten oder mangelnde Qualifikation der Lehrstellenbewerber habe die Unternehmer am Ausbilden gehindert, berichtete Eberhard Häckel von der Handwerkskammer Heilbronn, sondern „die Sorge, mit problembehafteten Jugendlichen drei Jahre lang alleingelassen zu sein“. Nachdem sie den Betrieben vor Ort Hilfestellung bei pädagogischen und sozialen Problemen leisteten, hätten diese „Lehrstellen en masse“ angeboten.

Die Podiumsmitglieder waren sich denn auch einig: „Wenn der Wille, gemeinsam die Probleme anzugehen, da ist, dann werden wir die Herausforderungen der Zukunft auch meistern.“

BERND SIEGLER