Raumfahrt-Experten

■ Stadt der Raumfahrt zeigt Astronauten-Tech

Die Dasa war am schnellsten. Als bei anderen Bremer Expo-Projekten noch kein Spatenstich getan war, lief „die Welt im All“ bereits auf Hochtouren. Seit September vergangenen Jahres kamen Tausende für einen Blick auf Spacelab und Raumstation. Der Touri-Hit ist in der Regel sechs Wochen vorher ausgebucht.

Dafür kann der gemeine Bremen-Besucher mitten ins Herz der Ariane-Produktion. Und rein in das Modul der Internationalen Raumstation ISS (Columbus). Darf Astronauten-Futter schmecken. Und tausend-und-eine Frage über Gott und die Raumfahrt loswerden.

Mit Expo hat das Ganze dennoch nicht allzu viel zu tun. Immerhin präsentiert sich Bremen auf dem Hannover-Gelände als „Stadt der Luft und Raumfahrt“. Da müsse man auch vor Ort „tiefere Informationen“ bieten, erklärt Dasa-Mitarbeiter Peter Pflug. Die Hälfte des Spacelab vom Bremer Flughafen hat man zur Weltausstellung gekarrt. Die andere Hälfte bleibt im Bremer Flughafen. Rund 500.000 Mark steckte die Dasa in die Ausstellung. Zwei Millionen Mark hat das Modul gekostet, an dem Astronauten trainieren, und das Touris nur nebenbei begucken können.

Die 29 Mark pro Tour streicht allein die Bremer Touristen Zentrale ein, die die sonst verschlosse-nen Dasa-Türen erstmals „einer breiten Öffentlich-keit“zu-gänglich machen will. Auch nach der Weltaus-stellung soll die Welt im All weitergehen. „Wir wollen das jetzt nur ein bisschen rausheben.“

Dabei muss sich der Tourist erst mal alles anhören was auch nur rudimentär mit Weltall zu tun hat. 80 Jahre Bremer Flughafen zum Beispiel. Und die Geschichte von der „Bremen“, dem ersten Flugzeug, das den Atlantik von rechts nach links überquerte. Dann macht Touri-Führer Gerd Hollenbach endlich den lang ersehnten Sprung von dem Oldtimer anno 1927 ins Raumfahrt-Zeitalter: Spacelab und Columbus, Astronauten und Ariane-Raketen. Alltag im Weltall.

Alltag heißt Fußschlaufen an den Wänden. Handläufe rings um das Labor und überall Klettverschlüsse. Oben und unten gibt es nicht mehr, wenn die Raumstation um die Erde saust. Dafür Sonnenaufgänge alle 90 Minuten. In Bremen wird jeder Handgriff monatelang geübt, damit er unter Schwerelosigkeit richtig sitzt. Die Schlafzimmer bestehen aus einem Schlafsack, der an die Wand gekettet wird und eine Armlänge Platz bietet. Eine Dusche ist da, samt Klo. Fürchterlich eng. Katzenwäsche ist angesagt im All.

Fast Furcht erregend ist die Astronauten-Kost: Eingeschweister Matsch. Das gelbe Zeug will Kartoffelgratin sein, das braune Erdbeerkuchen. Besser noch als Pillen. Schließlich fehlt nur die Spritze Wasser.

Die meisten Ah- und Oh-Rufe der Touris galten aber nicht den Raketen. Sondern den Karnickeln auf dem Rasen. Dutzende der Nager hocken da und mümmeln. Ganz unbeindruckt von dem Raumfahrt- Hightech der Dasa. pipe