Die Logo-Expo

Das Wahrzeichen der Expo 2000 sind die Markenzeichen der Sponsoren

von HARALD FRICKE

Man kann das Gelände in Fußballfeldern messen. Dann kommt man auf 300 Sportplätze. Die Expo 2000 erstreckt sich über ein Areal von 1,6 Millionen Quadratmetern. Damit die Fläche gut genutzt ist, wurden neben 170 teilnehmenden Ländern auch diverse Unternehmen und Kulturinitiativen eingeladen, die mit Produkten und Dienstleistungen für die Freizeitgestaltung der millionenfach erwarteten BesucherInnen zuständig sind. Wer Kunst sehen will, bekommt Großskulpturen von internationalen KünstlerInnen; wer Klassik mag, wird sich über das gemeinsame Gastspiel der Scorpions mit den Berliner Philharmonikern wundern; und wer auf Computertechnologie steht, kann auf unzähligen Touchscreens jede Menge Knöpfe drücken.

Dabei ist es sehr irritierend, dass die Feier zivilisatorischer Errungenschaften nur mehr einem Festival des Product Placement gleicht. Bis auf die zwischen modernistisch und Folklore schwankenden Länderpavillons besteht die Expo aus einer unendlichen Werbepalette multinationaler Firmen. Schließlich ist die Zukunft „auf Partnersuche“, wie es in der Konzeption der Weltausstellung heißt. Und wer als „Produkt Partner“ 10 Millionen Mark investiert hat, kann sich auf die „Exklusivität für das vertraglich definierte Produkt“ verlassen.

Entsprechend sieht die Expo wie eine Leistungsschau des Corporate Designs aus: Während der Themenpark „Planet of Visions“ sich noch bemüht, die Gemengelage aus allgemeinem technischen Fortschritt und bloßer Unternehmensforschung nicht auch visuell allzu deutlich hervorzuheben, funktioniert das restliche Gelände weitgehend als Stellfläche für Brand Names und Trademarks. Alle paar Meter kommt man an einem Infoshop der Telekom vorbei, der formschöne Souvenirs in rosagrau anbietet. Die Erfrischungshoheit über die Expo wurde an Coca Cola vergeben, deshalb stolpert man auf Schritt und Tritt über die roten Getränkeautomaten. Für den Familienfrieden gibt es McDonald’s: Wenn die Kinder beim Marsch durch die Weltausstellung quängeln, können sie in der „Kinderwelt“ unter dem großen gelben M abgegeben werden.

Das Fast Food kostet allerdings extra. Überhaupt ist bei Eintrittspreisen zwischen 24 und stolzen 69 Mark kaum Service inbegriffen. Die Partnerschaft der Weltausstellung mit den Firmen bringt den BesucherInnen keine Vorteile: Wenn etwa die co op Schleswig-Holstein eG als Produktpartner für den Großhandel die Gastronomiebetriebe der Expo mit Brötchen, Eiern oder 60.000 Liter Bier am Tag beliefert, dann muss der gewöhnliche Expo-Konsument dafür an jedem der Stände zahlen. Trotzdem darf co op seine Waren auf der Homepage der Expo als „Ausstellungsbeitrag“ deklarieren – für den die BesucherInnen ja eigentlich mit ihrem Ticket schon bezahlt haben.

Dabei geht es gar nicht darum, Erbsen zu zählen. Die Souveränität, mit der die erste deutsche Weltausstellung sich zu inszenieren versucht, leidet jedoch ungemein unter der Knauserigkeit vor Ort. So aber unterscheidet sich die Expo in Hannover kaum mehr von einem muffigen Stadtteilfest, das bei aller Liebe zur Kleinkunst vor allem dem Einzelhandel Gewinne bringen soll. Auf dem Messegelände sind die Dimensionen solcher Büdchenkultur nur um einiges größer: So richtet die Preussag eine gewaltige Arena ein, in der Teenies musikalisch mit Britney Spears versorgt werden, und im Namen von Langnese werden Jugendliche aufs Gelände geschickt, um bei der „Langnese Snap Shot Aktion“ Fotojournalismus zu simulieren. Das Ganze ist kaum mehr als ein schnödes Preisausschreiben, nur eben Expo-exklusiv.

Selbst in der Luft wird noch geworben. Die Post hat der Expo eine Seilbahn geschenkt, mit der man über das Gelände gondeln kann. Sonderlich innovativ ist der Transport allerdings nicht: Schon 1967 wurde in Montreal eine Magnetbahn installiert. Heute ist das mobile Spielzeug allerdings ganz in leuchtend Gelb gehalten. Damit man schon von weitem erkennt, wer hier wen durch die Gegend schaukelt.