Kleiner Kulturschock für Hellersdorf

Die Autonomen kommen und feiern linksalternative Jugendkultur. Die Nazis feiern woanders. Anwohner skeptisch

Im Rohrbruchpark in Hellersdorf trafen sich am Samstag Autonome, Antifas, Punks und einige Hellersdorfer zum „Kulturschock 2000“. Mit dem Festival, das zum zweiten Mal stattfand, wollten die Veranstalter ein „Zeichen gegen den rechten Mainstream setzen“.

Inmitten von Plattenbauten standen Bands, Kleinkunst und Filmvorführungen auf dem Programm. Spätestens seit dem NPD-Aufmarsch vom 1.Mai dieses Jahres ist Hellersdorf in den Schlagzeilen. Maik vom Festivalveranstalter „Das Haus e. V.“ kritisiert: „Der Bezirk rühmt sich, für Berlin führend in Jugendarbeit zu sein. Dabei halten sie uns mit leeren Versprechungen hin.“ Das Gebäude des selbst verwalteten Jugendclubs war Anfang des Jahres aus baupolizeilichen Gründen vom Bezirk geräumt worden. Trotz Zusagen von Bürgermeister Uwe Klett (PDS) verzögert sich seither die Sanierung. Das Klima für linksalternative Kultur in Hellersdorf beschreibt Maik als bedrohlich. „Als Langhaariger wirst du in den meisten Clubs hier Ärger bekommen. Die Rechten bestimmen das Straßenbild, und sie rekrutieren dort ihren Nachwuchs.“ Im Rohrbruchpark sieht man keine Bomberjacken, lediglich ein Pappschild mit der Aufschrift „Zecken raus“ taucht von irgendwoher auf. Gegen die vielen Punks und Autonomen könnten sie an diesem Nachmittag ohnehin nichts ausrichten.

Anwohner sind kaum zu sehen, und die wenigen, die vom Rand das Festival beobachten, geben sich auskunftsscheu. Eine Frau mit Strohhut und Sommerkleid ist eigens von Kreuzberg zum Festival gekommen. „Natürlich wegen des politischen Hintergrundes. Ansonsten könnte man den Tag ja auch am See verbringen“. Eine junge Mutter spaziert mit ihren beiden Söhnen über das Gelände. „Ich wusste gar nicht, was hier veranstaltet wird. Aber meine Kinder wollten die Musik hören.“ Das Festival verläuft bis zum Abend ohne Störungen von rechts. „Wir hatten mit 2.500 Besuchern deutlich mehr Resonanz als im letzten Jahr. Auch Jugendliche von hier haben sich für die Arbeit der linken Gruppen interessiert“, resümiert Veranstalterin Hilke Böttcher. Ein Copyright auf die Veranstaltung gibt es natürlich nicht. Sie hoffen auf viele Nachahmer. DIETMAR KAMMERER