Kölsch im Kirchenkeller

Die Evangelische Akademie eröffnet im Untergeschoss des Französischen Domsam Gendarmenmarkt ein Tagungszentrum mit Restaurant: das „Refugium“

Inmitten der Tische steht eine Frau auf der Leiter und macht sich an der Deckenbeleuchtung zu schaffen. Der Farbton des Lichts gefällt ihr noch nicht, es soll wärmer aussehen, sagt Ada Withake-Scholz. Also wechselt die Pächterin des neuen Restaurants im Souterrain der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt schnell eigenhändig die Glühbirnen. Mit dem Ergebnis ist sie zufrieden – im Unterschied zum Architekten, der sich nur mühsam mit der Änderung seiner Pläne abfindet.

Am heutigen Dienstag wird das neue Tagungszentrum der Evangelischen Akademie mit dem Restaurant „Refugium“ im umgebauten Untergeschoss der Kirche offiziell eröffnet. Der Name soll an die aus Frankreich geflohenen Hugenotten erinnern und damit an die Entstehungsgeschichte der Kirche. Seit ein paar Tagen läuft das Restaurant bereits im Testbetrieb, draußen in der Sonne sind alle Tische besetzt.

„In der Kirche oben ist das Interesse längst nicht so groß“, vermerkt Akademiedirektor Rolf Hanusch nüchtern. Ein Ort des Dialogs zwischen Kirche und Gesellschaft soll die neue Akademie sein. Er gerät ins Schwärmen. An Dichterlesungen im Restaurant denkt er, an hochkarätige Diskussionsrunden zu ethischen Fragen, an Politikervorträge in der Französischen Friedrichstadtkirche. Auch an Traditionen aus DDR-Zeiten will Hanusch mit der neuen Akademie anknüpfen. Damals trafen sich die Oppositionsgruppen regelmäßig im Lesecafé.

Aber nicht nur kirchliche Gruppen möchte Hanusch für das Tagungszentrum gewinnen, auch kirchenferne Gäste sind willkommen – im Restaurant sowieso, sagt die Pächterin. Nach wenigen Tagen Testbetrieb kann sie sich vor Anfragen kaum noch retten. Die erste größere Gesellschaft hat sich zum Handwerkerfest auf dem Gendarmenmarkt am Donnerstag angemeldet. Dazu erwartet wird auch die Kölner Musikgruppe BAP, die nach ihrem Auftritt zusammen mit den Handwerkern mit Kölsch im Kirchenkeller feiern will.

YVONNE JENNERJAHN/EPD