Unerträglich Cool

■ Mit schwer humoristischem Hardrock bereisen Queens Of The Stone Age die Wüste

Das ist schlecht: –Inkonsequenz. Eine Band, deren Namensgebung dadurch motiviert ist, „ihren homophoben Redneck-Fans was zu kauen zu geben“, gleichzeitig aber ein fragmentiertes Pin-Up auf das Cover der ersten CD setzt, hat politisch nicht viel verstanden. –Fans. In Deutschland heißen homophobe Rednecks gern auch Metal- & Crossover-Fans, die von Jubelschreien aus den Redaktionen einschlägiger Publikationen zuhauf in die Clubs getrieben werden dürften.

Das ist gut: –Wüste: Schon bei Kyuss, der vormaligen Band der Queens Of Stone Age- Gründer Joshua Homme und Nick Oliveri das musikalische Meta-Thema, das ihrem voluminösen Hardrock alle urbane Hektik nahm. Homme und Oliveri leben irgendwo außerhalb von Palm Springs in der Kakteensteppe, die transzendentale Ewigkeit minimalistischer Vegetation und rollender Sanddünen ist ihr konstitutives Moment. –Humor: Von dieser im harten Rock nicht eben häufig anzutreffenden Qualität haben die Queens zuhauf. Wer solches in der sich beständig konterkarierenden Musik nicht hören kann, muss nur deren Verpackung ansehen. Auf hellblauem Grund prangt dort ein kleines „R“, die Goldmedaille des US-Amerikanischen Jugendschutzes, im Inneren wird jedes einzelne Stück auf seine potentielle Anstößigkeit untersucht und entsprechend warnende Symbole verteilt. Der sonnig-treibende Hit der Platte enthält „persönliche Geheimnisse“, andere Stücke gefährden die Hörerschaft durch „Halluzinationen“, „Ungläubigkeit“, „Konsum“ oder einfach „Erleichterung“. –Jazz: Vor allem aber verstört Rated R, dieses saftig produzierte Amalgam aus bluesiger Psychedelik und progressivem Rock, durch nahezu unerträgliche Coolness, die es nicht nötig hat, mit irgendeiner der vielen grandiosen Ideen und Breaks hausieren zu gehen. Und als ob das nicht genug wäre, lösen sich am Ende der Platte unbemerkt eine kleine Gruppe die Akkorde begleitender Bläser vom rock-riffenden Muttertier um das Thema erst zu übernehmen und schließlich zu variieren bis allerfeinster Freejazz/Hardbop im Raum steht. Und nur Staunen bleibt.

Holger in't Veld

Mo, 12. Juni, 21 Uhr, Logo