Abschreckende Tests

In Berlin weniger Einbürgerungswillige als in anderen Großstädten. Vorschriften werde sehr rigide ausgelegt

Die Zahl der Anträge auf Einbürgerung in Berlin ist von Januar bis März 2000 gegenüber dem Vorjahr um rund 15 Prozent zurückgegangen. Das verläuft gegen den Trend in anderen Großstädten. So wurden in München doppelt so viele Einbürgerungsanträge gestellt, in Hamburg sogar dreimal so viele wie bisher. „Diese Zahlen sind alamierend“, sagte gestern der schulpolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Özcan Mutlu. Vor der Neuregelung des Staatsbürgerschaftsrechts sei Berlin „Spitzenreiter“ gewesen. Nach Ansicht von Mutlu liegt die Zurückhaltung an der „rigiden Auslegung“ der Verwaltungsvorschriften.

Der Sprachtest, der bestanden werden muss, wenn der Einbürgerungswillige nicht vier Jahre durchgängig in Deutschland die Schule besucht hat, sei „sehr schwer“. So würde jeder 5. Bewerber durchfallen. Es gab auch einige absurde Fälle: In einigen Einbürgerungstellen, zum Beispiel in Steglitz, sollten auch dreijährige Kinder ihre Deutschkenntnisse mündlich unter Beweis stellen.

Hemmend wirken anscheinend auch die hohen Gebühren für die Einbürgerung. So müssen für Kinder, die nach dem 1. 1. 1990 geboren sind, 500 Mark gezahlt werden. Wird ein weiteres Kind eingebürgert, kostet dies nochmals 500 Mark. Dabei sei, so Mutlu, der Verwaltungsaufwand gering. Er verwies auf Köln, wo Einbürgerungswillige für weitere Kinder nur 100 Mark zahlen müssen. NAU