Die Streik-Urnen füllen sich

Gewerkschafter sind vor dem heutigen Ende der Urabstimmung optimistisch. Die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes zeigen hohe Streikbereitschaft

Die Gewerkschaften sind optimistisch, ab der kommenden Woche den öffentlichen Dienst lahm legen zu dürfen. Bei der seit Montag laufenden Streik-Urabstimmung gebe es eine rege Beteiligung. Uwe Nitzgen vom Personalrat der BVG schwärmt gar von einer „riesengroßen“ Beteiligung und einer hohen Streikbereitschaft der Arbeitnehmer. Laut Nitzgen brennt ihnen vor allem die Angleichung der Einkommen in Ost und West auf den Nägeln. Zwar erhalten Arbeiter und Angestellte des Landes inzwischen die gleichen Löhne, bei Arbeitszeit und Weihnachtsgeld gibt es aber noch immer Unterschiede. Das Thema einer Lohnerhöhung für alle stehe da eher an zweiter Stelle.

„Hier geht es eher ruhig zu“, muss Detlef Künkel, ÖTV-Betriebsgruppenvorsitzender bei den Berliner Wasserbetrieben, zugeben. Doch in der Hauptverwaltung am Hohenzollerndamm arbeiten in erster Linie Angestellte, „und da ist die Mentalität weniger kämpferisch als bei den Arbeitern“. Mit mangelnder Überzeugung hat das nach Meinung Künkels aber nichts zu tun: „Nach anfänglicher Skepsis ist mittlerweile die Stimmung eindeutig pro Streik.“

Ob sich die Stimmung im Stimmverhalten niederschlägt, muss sich noch zeigen. Die ÖTV-Bundeszentrale in Stuttgart sammelt die Ergebnisse der heute zu Ende gehenden Basisbefragung. Stimmen bundesweit 75 Prozent der Basis für den Arbeitskampf, wird man dort auch die Streiks planen und koordinieren.

Beim Berliner Senat sieht man dagegen keinen finanziellen Spielraum für Lohnerhöhungen mehr. „Schon nach dem abgelehnten Schlichterspruch käme es zu Mehrkosten in Höhe von 12 Millionen Mark in diesem und 50 Millionen Mark im nächsten Jahr“, sagt Klaus Dittko, Sprecher der Finanzverwaltung.

Ob Berlin ein Schwerpunkt der Streiks sein wird, ist weiter offen. Detlef Künkel ist sich nicht sicher: Das Land Berlin sei bekanntlich bei der Ost-West-Angleichung vorgeprescht und bleibe daher vielleicht von Streiks verschont. Andererseits sei die Stadt Sitz der Bundesregierung, an die man sich ja richten wolle. FELIX WÜRTENBERGER