Afrikas Benzinkrise

Immer mehr Länder leiden unter höheren Benzinpreisen. In Nigeria begann gestern deswegen ein Generalstreik

BERLIN taz ■ In Nigeria hat gestern ein Generalstreik begonnen, um gegen höhere Benzinpreise zu protestieren. In den meisten großen Städten blieben Geschäfte und Märkte geschlossen. In Lagos sperrten knüppelbewehrte Jugendliche die wichtigsten Verkehrsadern ab und verprügelten ankommende Autofahrer.

Es ist die größte soziale Protestbewegung in Nigeria seit der Demokratisierung vor einem Jahr. Die Regierung von Präsident Olusegun Obasanjo hatte am 1. Mai den Benzinpreis in Nigeria von 20 auf 30 Naira (50 Pfennig) erhöht. Sie will die Subventionen verringern, die nach amtlichen Angaben dazu führen, dass Nigerias Verbraucher für Benzin nur ein Fünftel des Marktpreises bezahlen. Die Gewerkschaften schlagen stattdessen einen verstärkten Kampf gegen Korruption in der staatlichen Ölfirma vor.

Die 50-prozentige Preiserhöhung führte zu noch viel höheren Verteuerungen anderswo. So stiegen nach Gewerkschaftsangaben die Fahrpreise vieler öffentlicher Verkehrsmittel um das Doppelte. Am Mittwoch rief deswegen der nigerianische Gewerkschaftsdachverband NLC auf einer Massenkundgebung in Lagos die Arbeiter auf, ab Donnerstag zu Hause zu bleiben. Zahlreiche andere Verbände schlossen sich dem Streikaufruf an, auch die Studentengewerkschaften, auf die bei gewaltsamen Straßenprotesten in Nigeria immer Verlass ist. Ein Angebot der Regierung, die Hälfte der Benzinpreiserhöhung zurückzunehmen, lehnen die Gewerkschaften einhellig ab.

In einigen von Oppositionsparteien regierten Bundesstaaten hat sich die Verwaltung an die Spitze des Streiks gestellt. So gab der Bundesstaat Lagos seinen Angestellten frei. Die konservative Regierung des Bundesstaats Zamfara im Norden, berüchtigt als Vorreiter der Einführung des islamischen Scharia-Rechts, legte bereits am Mittwoch die Arbeit nieder.

Nicht nur in Nigeria steigen die Benzinpreise und damit die Unzufriedenheit der afrikanischen Verbraucher, die im Zuge der rapiden Verstädterung Afrikas immer stärker auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Von der Elfenbeinküste bis Südafrika hat es in den letzten Wochen kräftige Erhöhungen gegeben. Sie sind bedingt durch Verteuerungen der Benzinimporte wegen der gestiegenen Rohölpreise auf dem Weltmarkt sowie durch die anhaltenden Kriege des Kontinents, weil in den meisten Ländern das Militär den ersten Zugriff auf knappen Treibstoff hat. DOMINIC JOHNSON