Schulkinder sollen wieder in Kitas gehen

Statt in Schulhorten sollen Kinder aus dem Ostteil der Stadt künftig in Kindertagesstätten betreut werden. Die Schulverwaltung will damit Stellen sparen, die Eltern sind gegen die Umstrukturierung und organisieren Proteste

An den Grundschulen im Ostteil der Stadt soll ab dem kommenden Schuljahr die Zahl der Plätze in den Schulhorten drastisch verringert werden: In Mitte gibt es derzeit 1.237 Plätze. Hier sollen 300 Plätze abgebaut werden. Auch in Friedrichshain sollen es 260 weniger sein. „Im Ostteil soll es ein möglichst breites, ausgewogenes Betreuungsangebot geben“, sagte die Sprecherin der Jugendverwaltung, Rita Hermanns, zur Begründung. Deswegen werde die Zahl der Hortplätze an Schulen reduziert; stattdessen würden Hortplätze an Kindertagesstätten aufgebaut. Dort gibt es freie Kapazitäten wegen des Geburtenknicks nach der Wende. In der DDR gehörten Hortplätze zu jeder Schule, Kindergartenhortplätze gab es nicht.

Für die Verlagerung gibt es aber auch finanzielle Gründe: Das Landeschulamt bezahlt die ErzieherInnen des Schulhorts, die Bezirke die der Kindertagesstätten. Durch die Verschiebung kann die Senatsschulverwaltung Stellen abbauen und den Landeshaushalt entlasten.

Die Umstellung, die erst in der vergangenen Woche offiziell von der Schulverwaltung mitgeteilt wurde, erregt Unmut bei den Eltern. „Ich möchte, dass mein Kind in seinem Schulhort bleibt“, sagt Kerstin Noll, deren Sohn Enrico auf die Zille-Grundschule in Friedrichshain geht. Dort sollen 50 Plätze abgebaut werden. Als Grund gibt sie an, dass es im Schulhort eine Hausaufgabenbetreuung gebe, außerdem vielfältige Arbeitsgemeinschaften. Auch werde ihr Sohn in den Ferien betreut, was an einer Kita nicht möglich sei. Ginge Enrico nachmittags in eine Kita, wäre er nur mit jüngeren Kindern zusammen. Das sei nicht unbedingt förderlich.

An der Papageno-Grundschule in der Bergstraße in Mitte ist Schulleiterin Brigitte Stemmler über die Neuordnung auch nicht begeistert. Von derzeit 1.200 Plätzen in Mitte bleiben 900 übrig. Diese müssen auf 10 Grundschulen des Bezirks aufgeteilt werden. Doch der Bedarf sei wesentlich höher, sagt Stemmler. Die Schulleiterin hat ausgerechnet, dass im nächsten Schuljahr nur 68 von ingesamt 450 Erstklässlern in Mitte einen Hortplatz bekommen. Nötig seien aber 250 Plätze.

Die Schulleiterin versucht jetzt, die zukünftigen Erstklässler an die Kitas des Bezirks zu verteilen. Für pädagogisch sinnvoll hält sie das nicht. „Die Kinder müssen zukünftig teilweise lange Wege gehen, um zum Hort zu kommen.“ An ihrer Grundschule, die einen musikalischen Schwerpunkt hat, sei der Hort sehr eng mit den schulischen Aktivitäten verknüpft. „Die Kinder bauen nachmittags Requisiten und Masken für Schulaufführungen.“

Die PDS will die Hortplätze unbedingt erhalten. Für die jugendpolitische Sprecherin der PDS im Abgeordnetenhaus, Margit Barth, ist es ein „politischer Skandal“, wenn der Eltern-und Kinderwille ignoriert werde. Auf der nächsten Sitzung des Jugendausschusses soll das Thema auf Antrag der PDS-Fraktion diskutiert werden. JULIA NAUMANN

Am 14. 6. um 18 Uhr treffen sich betroffene Eltern in der Papageno-Grundschule in Bergstraße 58. Am 22. 6. findet um 16.30 Uhr eine Demonstration zum Rathaus Friedrichshain statt.