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SYRIEN: DER TOD PRÄSIDENT HAFIS AL-ASSADS KANN EINE CHANCE SEINSpäter Abschied vom Kalten Krieg

Sein Tod kann eine Chance sein, denn Syriens Staatspräsident Hafis al-Assad gehörte zu den Hardlinern des Nahen Ostens. Als israelische Truppen den Golan 1973 eroberten, war er Verteidigungsminister. Daher emfand er diese Niederlage als persönliche Schmach und machte sich dessen Wiedereroberung zur persönlichen Pflicht. Um dieses Ziel zu erreichen, instrumentalisierte er skrupellos die Palästinenser, ließ 35.000 syrische Soldaten in den Libanon einmarschieren, um dort die Hisbullah einen Stellvertreterkrieg führen zu lassen. Assads Sprache war bis zuletzt die des Kalten Krieges.

Heute sieht auch der Nahe Osten ganz anders aus. Fast alle arabischen Staaten haben mehr oder minder Frieden mit Israel geschlossen. Wer keinen Vertrag unterschrieben hat, verhandelt zumindest geheim. Die Existenz Israels steht in keiner arabischen Hauptstadt mehr ernsthaft zur Disposition. Angesichts von Mittelstreckenraketen, möglicherweise mit nuklearen Sprengköpfen bestückt, haben die Golan-Hügel zwischen Syrien, Libanon und Israel keine strategische Bedeutung mehr.

Das jetzt anstehende Thema in der Region heißt Kooperation. Für Syrien und Israel bedeutet das: Wer darf wie viel Prozent des dem Golan entspringenden Wassers verbrauchen? Denn knappe Rohstoffe sind wichtiger als ein paar Quadratmeter Land. Um das zu vereinbaren, sind harte Verhandlungen erforderlich.

Assads Sohn Baschar hat die Chance, diesen politischen Neubeginn zu schaffen. Ein Abkommen mit dem Erzfeind Israel wäre ein Zeichen an den Rest der ohnehin verfeindeten arabischen Bruderstaaten. Syrien wäre mit Sicherheit der letzte arabische Staat, der Frieden mit Israel schlösse, hatte es unter seinem Vater immer geheißen. Diese Einschätzung gilt es nun zu widerlegen. Nun darf der neue syrische Staatspräsident zeigen, ob er nur Nachfolger eines aus persönlicher Erfahrung verhärteten Vaters ist, oder sich einreiht in die Riege junger nahöstlicher Staatsführer, die in den vergangenen Jahren beispielsweise in Jordanien oder Marokko an die Macht kamen.

Der Tod der Väter gab und gibt in allen drei Staaten Anlass zu Hoffnung. Baschar al-Assad hat sich in den vergangenen Monaten als Kämpfer gegen die Korruption hervorgetan. Dieses „Programm“ ist dringend notwendig, da sein Vater die Klientelwirtschaft zum Zwecke des Machterhaltes tolerierte. Angesichts zahlreicher Neider im Regime könnte es aber schnell zur Falle werden. Einen bitteren Nachgeschmack hat die Nachfolge in dem Damaszener Herrscherhaus allerdings: Sie wurde dynastisch – also undemokratisch – geregelt.

THOMAS DREGER

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