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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenBremerhavener Männerbünde

Männerfreundschaften sind ja eine ganz eigene Angelegenheit. Das musste ich immer wieder im Laufe meines Lebens feststellen. Manchmal habe ich mich allerdings gefragt, woraus diese Freundschaften denn bestehen, außer der Ausübung von gemeinsamen Männervergnügungen, denen die verklemmten Kerle oft ziemlich lärmend nachgehen. Doch selbst dem geht diese Spezies auch nicht gelöst und locker nach, sondern zumeist reichlich verkniffen. Denn, so belehrte mich jüngst eine Freundin aus Bremerhaven, die Kerle haben immer nur eines im Kopf: Wie sie am besten ihre Spezis unterbringen. Und das sind Spiele der Macht. Aber manchmal kann man sich da verrechnen.

Wie dieser Tage der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz. Der pflegt eine besondere Art von Männerfreundschaft, eine exklusive sozusagen, die Männerfreundschaft im Rotary-Club. Dort sind meist ganz wichtige Männer versammelt, die wissen, was gut ist für ein Gemeinwesen (und für sich selbst, selbstredend). In Bremerhaven sind das zum Beispiel der alternde Verleger des Lokalblättchens, sein Schwager und Chefredakteur und andere gehobene Männer. In solchen Kreisen fühlt sich der noch nicht sehr lange amtierende Oberbürgermeis-ter wohl, wohler als in seiner Partei, der SPD, wird stadtauf, stadtab erzählt. Die Bremerhavener SPD ist ihm wohl ein bisschen zu prolo. Und so bedient sich der Oberbürgermeis-ter zur Meinungsbildung lieber der Rotarier als der Sozialdemokraten. Natürlich muss er auch auf die Parteiführerin und Senatorin Hilde Adolf achten, die wiederum eifersüchtig darauf achtet, dass der Oberbürgermeister nichts ohne sie macht. Aber wenn ein anderer etwas macht, was ihm nicht gefällt, dann ärgert das den Oberbürgermeister.

So ein Ärgerer ist der Schul- und Kulturdezernent Wolfgang Weiß. Vor allem seit er die Ocean Park-Pläne des Herrn Jürg Köllmann öffentlich kritisiert hatte, wo doch Jörg Schulz mit dem Rotarier Köllmann und seinen Mannen sich schon beinahe angefreundet hatte, wollte der OB den lästigen Kritiker in seinem Magistrat loswerden. Und als dessen Nominierung jetzt anstand, hatte er auch einen Kandidaten. Dank freundschaftlich-verwandtschaftlicher Beziehungen zog Jörg Schulz mal schnell den Oberschulrat Michael Porwoll aus dem Hut, der gegen Wolfgang Weiß kandidieren sollte.

Und das tat er denn auch, blauäugig, wie er nun einmal ist. Ist er doch über Männervergnügungen beispielsweise mit Willi Lemke gut befreundet, der ja wiederum mit Henning Scherf was kann, und der hat Hilde Adolf gestoßen, der Michael sei doch ein cleveres Kerlchen und das fand nun Hilde wieder gut und ermunterte den Michael zu kandidieren. Und der Jörg erledigte das mit dem Lokalblättchen und seinen männerbündischen Freunden, dass dieses nicht mehr über die Arbeit von Wolfgang Weiß schrieb, sondern dafür den Michael Porwoll lobte, der doch mit dem illustren Milliardärsehepaar Ehlerding befreundet sei, was gut für die Schulen sei. Na, kurzes Ende vom langen Lied: Als die SPD-Basis nun den neuen Schul- und Kulturstadtrat nominieren sollte, gaben zwei Drittel der Delegierten dem Wolfgang Weiß ihre Stimme, dem dann vor lauter Dankbarkeit das Pipi deutlich in den Augen stand.

Und der Kandidat des Oberbürgermeisters? Der ging mit wehenden Fahnen unter. Zwar wurmte das den Jörg Schulz gewaltig, manche Delegierten fühlten sich wegen des steinernen Gesichts des solchermaßen geohrfeigten OBs an Don Giovanni erinnert. Doch nachdem er sich gefangen hatte, tat er so, als sei er an der Kandidatur von Michael Porwoll ganz unschuldig. Wer's glaubt wird selig, hat immer meine katholische Großmutter gesagt, versichert Ihre die Männerbünde nur unzureichend verstehende

Rosi Roland.

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