Vuk Draskovic entgeht Attentat

Der serbische Oppositionspolitiker entkommt zum zweiten Mal einem Mordanschlag mit nur geringen Verletzungen. Montenegros Polizei nimmt mehrere Verdächtige fest

BELGRAD taz ■ Am Donnerstag kurz vor Mitternacht entließ Vuk Drasković seine Leibwächter. Der Chef der „Serbischen Erneuerungsbewegung“ (SPO) fühlte sich in seinem Ferienhaus in der Küstenstadt Budva in Montenegro sicher. Doch kaum war er allein, schossen Unbekannte aus Schnellfeuerwaffen durch das offene Fenster und verschwanden. Drasković hatte Glück. Mit Wunden am Ohr und an der Schläfe kam er davon. Noch in der Nacht konnte er aus dem Krankenhaus entlassen werden. Gestern nahm die Polizei mehrere Verdächtige fest, machte über sie aber keine Angaben.

Es ist schon das zweite Attentag, das der temperamentvolle serbische Oppositionspolitiker überlebt. Im Oktober kamen in einem ungeklärten Autounfall vier enge Mitarbeiter ums Leben. Drasković konnte sich aus dem demolierten Wagen retten. Er machte das serbische Regime für den „Mord“ verantwortlich und warf Präsident Slobodan Milošević „Staatsterror“ vor.

Vor zwei Wochen verhaftete die Polizei Drasković’ Leibwächter in Belgrad unter dem Vorwurf, illegal Waffen zu tragen. Aus Sicherheitsgründen verbrachte er seitdem die meiste Zeit in Montenegro, das zum Asyl für politisch bedrohte Menschen in Serbien wurde. Allerdings wurde kürzlich in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica Goran Zugić Opfers eines Anschlags. Er war für die Sicherheit des montenegrinischen Präsidenten Milo Djukanović zuständig, dem Erzfeind Milošević’.

Draskoviac hatte sich in letzter Zeit sehr zurückgehalten. Oppositionsparteien warfen ihm vor, „kampflos“ der Gleichschaltung des oppositionellen TV-Senders Studio B in Belgrad zugeschaut zu haben. Während andere Oppositionsführer wöchentlich zusammenkamen, um eine „Strategie im Kampf gegen das Regime“ auszuarbeiten, erschien Drasković nie zu diesen Sitzungen. Nun will die Opposition einheitliche Wahllisten für die Kommunalwahlen im Herbst aufstellen, Drasković jedoch ruft zum Wahlboykott auf. Damit würde die lokale Macht in den von der Opposition verwalteten Städten kampflos übergeben.

Drasković’ Alleingang und Passivität schwächt die Opposition, denn seine SPO gilt immer noch als stärkste Oppositionspartei. Andere Oppositionsführer werfen ihm vor, nur fruchtlose Reden gegen das Regime zu halten. ANDREJ IVANJI