schröders erfolgswoche
: Halbzeit für einen Teamchef

Es war eine Woche, von der Regierungsberater nur träumen können: Die Frage der Entschädigung für Zwangsarbeiter ist gelöst, die Bundeswehrreform wurde im Kabinett verabschiedet, die ÖTV ist kostengünstig zufrieden gestellt – und das gleich über die nächste Wahl hinaus. Auch der Konsens bei Renten und Steuern ist nur noch eine Frage der Zeit. Nun ist selbst der Ausstieg aus dem Atomstrom vereinbart. Mögliche gesellschaftliche Konflikte um diese Energieform wurden erfolgreich bei den Grünen endgelagert.

Kommentarvon SEVERIN WEILAND

Gerhard Schröder steht so gut da wie noch nie seit seinem Amtsantritt vor 21 Monaten. Vergessen sind die Tage, da er sich mit dicken Cohibas und teuren Anzügen als fotogenen Erfolgsmenschen inszenierte und sich dafür heftig kritisieren lassen musste. Es ist, als würde diese Woche des Erfolgs die Spin-Doctors des Kanzlers endgültig bestätigen: Als hätte es sich bewährt, Schröder als „den Moderator“ aufzubauen. Als einen, der zuhört, und als einen, der mit entschiedener Geste vermittelt. Schlicht als einen, der unparteiisch die Interessen der Nation abwägt – „ideologiefrei“ selbstverständlich, wie es sich für einen Moderator gehört.

Wäre es geplant, man müsste sofort versuchen, die SPD-Öffentlichkeitsarbeit abzuwerben, wie es Bayern München nach jeder Saison mit den Leistungsträgern der Konkurrenz betreibt. Doch wären solche Anstrengungen wahrscheinlich unergiebig, weil es sich bei der SPD weniger um einen Trainingserfolg als vielmehr um Zufallstore handelt. Denn bisher hat noch niemand behauptet, dass die anziehende Konjunktur der neuen Regierung zu verdanken sei. Genauso wenig wie die sinkende Zahl der Arbeitslosen. Und das Beste: Die Opposition schießt noch immer Eigentore. Sie hat den Überblick über das Spielfeld verloren – wie beim Thema Steuer oder Green Card, wo ein Teil ihrer Mannschaft, die Unternehmensvertreter, als Coach zum gegnerischen SPD-Team wechselte.

Wer oder was kann also Schröder noch beschädigen? Zum einen seine eigene Rolle: Der Koalitionsvertrag ist abgearbeitet; er wird bald ein Moderator ohne Themen sein. Zum anderen jene Maschinerie, die er wie kein Kanzler zuvor bedient und benutzt: die Medien. Schröder könnte unversehens zum Gefangenen seiner Erfolgsstory werden. Nichts ist hier zu Lande so suspekt wie Erfolg. Auf Dauer ist er langweilig – und das ist etwas, was in der Mediengesellschaft nicht vorgesehen ist. Erst recht nicht in der Sommerpause.