„Volker Finke kann zaubern“

Fußball-Idol Willi Schulz schlägt den Trainer des SC Freiburg als neuen Bundestrainer vor. Für einen „radikalen Neuanfang“ müsse aber zunächst das Präsidentenproblem des DFB gelöst werden

Interview PETER UNFRIED

taz: Herr Schulz, wer rettet den deutschen Fußball?

Willi Schulz: Das kann keiner. Jedenfalls nicht allein.

Was muss passieren?

Zunächst einmal brauchen wir einen neuen DFB-Präsidenten, der eine Basis schafft.

Welche?

Die Milliarden vom Fernsehen dürfen nicht an die Spitzenklubs gehen, die müssen in die Nachwuchsarbeit fließen. Da müssen erstklassige Trainer arbeiten.

Da werden sich die mächtigen Bundesliga-Funktionäre aber freuen.

Tja. Wir brauchen einen Präsidenten, der Ellbogen hat. Der muss sich gegenüber Bundesligavereinen und sonstigen Lobbyisten durchsetzen können.

Meinen Sie Gerhard Mayer-Vorfelder? Der steht als neuer DFB-Präsident so gut wie fest.

Mayer-Vorfelder war ein hervorragender Politiker.

Sind Sie auch einer?

Tja. Fragen Sie beim VfB Stuttgart, ob er der Richtige ist. Da ist er seit 25 Jahren Präsident.

Herr Schulz, wer kann den Bundestrainerjob machen?

Hitzfeld und Daum könnten das natürlich.

Sie wollen nicht.

Deshalb muss man die Diskussion schleunigst um weitere Kandidaten erweitern.

Wen haben Sie im Auge?

Volker Finke. Er kann den Job zu jeder Zeit ausfüllen.

Warum sind da die meisten noch nicht drauf gekommen?

Weil es nicht viele gibt, die Ahnung haben vom Fußball.

Warum Finke?

Finke ist ein erstklassiger Pädagoge. Der beweist seit Jahren, dass man aus billigem Spielermaterial eine hervorragende Mannschaft zaubern kann.

Wie macht er das?

Er bügelt die Defizite der Spieler durch erstklassige Arbeit aus. Er führt junge Spieler heran. Millionen auf den Markt schmeißen kann jeder.

Finke gilt als politisch links.

Was ist denn überhaupt links? Das ist doch völlig egal. Hauptsache, Fußballfachmann.

Finke gehört nicht zum deutschen Fußball-Establishment.

Entscheidend ist die Qualität der Arbeit. Nehmen Sie Bernard Dietz vom VfL Bochum. Der macht seit Jahrzehnten hervorragende Jugendarbeit. Und nur weil er mal Klartext redet, ist er oben nicht beliebt.

Soll er Chef werden?

Nein. Dietz ist der richtige Mann für den Nachwuchsbereich. Wir brauchen jetzt auch erstklassige Assistenten. Und keine, die beim DFB unterschlüpfen, weil sie in der Bundesliga gescheitert sind.

Ein Finke würde sicher nicht mit der „Bild“-Zeitung kungeln.

Das ist nicht mein Problem. Dafür ist der DFB-Präsident da. Der muss solche Probleme aus dem Weg räumen.

Herr Schulz, Hand aufs Herz: Wird sich etwas ändern?

Wenn es so weitergeht wie unter Egidius Braun, wird sich nichts ändern.