Kitas: ins Museum

Ob Spielen im Westen oder Arbeiten im Osten. Ab heute ist die vorschulische Erziehung sogar museumsreif

„Spielen – lernen – arbeiten“ steht auf einer Wandtafel. Fotos und kurze Texte illustrieren, weshalb gerade diese drei Begriffe die Erziehung in der DDR so genau charakterisieren. „Diese Dreiteilung war typisch für die DDR“, erzählt Heidemarie Waninger, Leiterin des Kindertagesstättenmuseums in Groß Glienicke. „Arbeiten hieß, dass Kinder lernen sollten, Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutete zum Beispiel, dass sie beim Tischdecken helfen mussten. In der Bundesrepublik dagegen ging man davon aus, dass Kinder spielend lernen; das Arbeiten war nur ein Teil davon.“

Heute wird das Kita-Museum nach einem Umzug neu eröffnet. „Bisher gibt es nur ein Museum in Bruchsal, das sich mit der vorschulischen Erziehung befasst“, erzählt Waninger, aber der Schwerpunkt dort liege auf der Kindergartengeschichte und – da es zur Caritas gehört – auf den religiösen Anteilen an der Erziehung. „Wir wollen auch die Entwicklung von Krippe und Hort wiedergeben“, so Waninger.

Die promovierte, heute arbeitslose Pädagogin hatte während des Studiums die Idee für das Museum. Doch erst 1995 begann die heute 55-Jährige, Materialien zu sammeln, die aus nach der Wende abgewickelten Kitas auf die Straße flogen.

So kann sie heute etwa die Einrichtung einer Krippe aus der DDR präsentieren: Die Kinderstühle sind gleich hoch, haben die gleiche Farbe und stehen ordentlich um einen Kindertisch herum. „Erst ab 1985 wurde den Kindern in der DDR erlaubt, auf dem Fußboden zu malen“, weiß Waninger. Dann gibt es noch die sogenannten Ess- und Füttertische: Die Stühle sind so am Tisch befestigt, dass die Kinder – sitzen sie erst einmal darin – ohne Hilfe nicht mehr herauskommen.

„Unser nächste Ziel ist es, die vorschulische Erziehung in Westdeutschland von 1945 bis 1990 vorzustellen. Wir möchten, dass man die Erziehung in Ost und West vergleichen kann“, erklärt Waninger. Schon seit 1998 gibt es eine kleine Sonderausstellung, die zumindest einen exotischen Teil der vorschulischen Erziehung in der Bundesrepublik darstellt: Die Kinderladenbewegung in West-Berlin. In dem Raum liegen Spiele auf dem Fussboden, ein Doppelbett mit vielen Kissen und Decken lädt zum Schlafen und Lesen ein, die Stühle sind bunt und unterschiedlich hoch. „Ich muss meine Mitarbeiterinnen immer vom Aufräumen abhalten“, erzählt Waninger.

Bisher sollte das Musuem vor allem Sozialpädagogen und Erzieherinnen angesprechen. Jetzt will die Leiterin auch Familien in ihr Haus locken. So zeigt die Ausstellung als Anregung pädagogisch wertvolle Spielsachen und Bücher, die es auch im Handel gibt. Geplant sind zudem Räume über Waldorf-, Montessori- und Reggio-Pädagogik. Kinder und Eltern könnten sich darin testweise aufhalten, hofft Waninger. Die Eltern können ihre Kinder beobachten und sehen, wo die sich wohl fühlen.

Heidemarie Waninger, die alles in ehrenamtlicher Arbeit auf die Beine stellt, hat noch weitere Pläne: „Gern würde ich noch weiter in die Geschichte zurückgehen. Oder die Entwicklung seit 1990 zu verfolgen. Doch das bleibt erst einmal Zukunftsmusik.“ BETTINA FISCHER

Das Kita-Museum, Seeburger Chaussee 2, 14476 Groß Glienicke, wird heute um 14 Uhr eröffnet