Viva gestorben

■ Sozialträger befürchten weitere Einsparungen in der Suchthilfe

Der größte Sozialleistungsträger in Hamburg, das Diakonische Werk, warnt vor Kürzungen in der Suchthilfe. „Drogenabhängige, Alkoholkranke und andere Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen müssen künftig auf viele Hilfen in Hamburg verzichten“, heißt es in einer Erklärung der Diakonie. Noch für dieses Haushaltsjahr stünden weitere Streichungen an. Insgesamt habe der Senat für den Bereich „Drogen und Sucht“ im Etat der Sozialbehörde rund 3,7 weniger für das laufende Jahr veranschlagt. Dadurch sei die ohnehin schon unbefriedigende Situation noch verschärft worden.

Die Kürzungen würden vor allem Menschen mit Alkoholproblemen treffen. Der Senat gehe von derzeit 32.000 bis 65.000 Alkoholkranken in Hamburg aus. Diesen stehen nur 170 SozialarbeiterInnen als AnsprechpartnerInnen zur Verfügung. Dabei habe die Gesundheitsbehörde eine breit angelegte Präventionskampagne gestartet, bei der sie Menschen an Hilfsangebote verweist – die parallel dazu zusammengestrichen werden. „Einerseits wird auf unser Angebot hingewiesen, was ja auch wünschenswert ist“, sagt Jan-Peter Wilckens von der Diakonie. „Aber unsere Mittel werden heruntergefahren. Das ist doch unlogisch.“

Infolge der Kürzungen müssten in der Beratungsstelle „Die Boje“ in Billstedt bespielsweise die Therapien für essgestörte Frauen gestrichen werden. Zudem müssten die MitarbeiterInnen jetzt verstärkt ihr Augenmerk auf die Abrechnungsfähigkeit der Hilfesuchenden lenken und danach entscheiden, welche KlientInnen angenommen werden.

Auch „Viva Rahlstedt“, wo KonsumentInnen harter Drogen wie Heroin ambulant entgiften konnten, hat die Gesundheitsbehörde durch ihren Sparkurs zur Aufgabe gezwungen. Neun Jahre lang hat das Projekt mit finanziellen Zuwendungen der Behörde gearbeitet. Zum Jahreswechsel hatte diese die Unterstützung gestrichen und gefordert, die Krankenkassen sollten die Finanzierung tragen. Die verweigerten die Kostenübernahme. „Viva“ musste allen MitarbeiterInnen kündigen und schließen.

Elke Spanner