Eltern gegen Kampfhunde

Elterninitiative fordert sofortiges Verbot, Hundebesitzer demonstrieren für sachliche Diskussion. Und die Bürgermeister debattieren mit dem Innensenator, wer Kampfhunde künftig kontrollieren soll

von DOROTHEE WINDEN

Die Frage, wer die Sofortmaßnahmen gegen Kampfhunde kontrolliert – die Polizei oder die Bezirke –, wird heute im Rat der Bürgermeister zu einer angeregten Debatte mit Innensenator Eckart Werthebach (CDU) führen. Die verschärfte Hundeverordnung, die der Senat morgen verabschieden will, sieht einen Maulkorb- und Leinenzwang für 13 Kampfhundrassen vor. Für fünf Rassen wird zudem eine Meldepflicht eingeführt.

Werthebach hat angekündigt, dass die Polizei die Einhaltung der Maßnahmen „in den nächsten Monaten“ übernehmen wird. Seine Auffassung, dass dies eigentlich Aufgabe der Bezirke ist, stößt dort auf entschiedenen Widerspruch. „Das ist eine Frage der inneren Sicherheit und damit eine originäre Aufgabe der Polizei“, sagte gestern der Kreuzberger Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) im taz-Interview. Für die Bearbeitung der neuen Meldepflicht werden die 23 Bezirke für vier Monate zusätzlich 19 Mitarbeiter von der Innenverwaltung erhalten,weitere 19 sollen sie selbst stellen.

Nach Ansicht der Elterninitiative Charlottenburg greift der „Schnellschuss“ des Senats zu kurz. Die Sprecherin der Initiative, Nadia Rouhani, forderte gestern ein sofortiges Kampfhundverbot für Berlin. Nur ein sofortiges Einziehen und gegebenenfalls Einschläfern von Kampfhunden biete Sicherheit.

Das Verbot, Kampfhunde zu halten, bedarf eines Gesetzes, das Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) in Kürze vorlegen will. Die parlamentarischen Beratungen werden aber erst im Herbst abgeschlossen sein. Um den Prozess zu beschleunigen, forderte Rouhani eine Sondersitzung des Parlamentes in der Sommerpause. Die Elterninitiative ruft für den 4. Juli um 15 Uhr zu einer Protestkundgebung vor dem Roten Rathaus auf.

Rouhani kritisierte außerdem, dass Polizisten, die ab Mittwoch Kampfhunde ohne Maulkorb und Leine antreffen, lediglich ein Bußgeld verhängen können. Ein Einziehen der Hunde sei in der Verordnung der Gesundheitsverwaltung nicht vorgesehen, bestätigte Bezirksbürgermeister Franz Schulz.

Unterdessen haben gestern rund 100 Halter von Kampfhunden vor dem Tierheim Lankwitz für eine sachliche Diskussion über die Gefährlichkeit der Tiere. Nach Angaben des Tierheims haben sich die Hundebesitzer mit ihren Tieren beim Tag der offenen Tür versammelt, um die Besucher von der Harmlosigkeit ihrer Schützlinge zu überzeugen.

Am Samstag kam es erneut zu einem schweren Angriff eines Kampfhundes. Ein Staffordshire-Bullterrier biss dem 21-jährigen Freund des Halters Teile der Nase ab. Er hatte angegriffen, als es zu einer Rangelei zwischen dem jungen Mann und drei anderen Jugendlichen kam.