Blick in die Zukunft

Brennstoffzellen sind auch als Geldanlage Gewinn versprechend. Wer sich vor drei Jahren beim Branchenführer Ballard Power Systems einkaufte, machte mehr als 800 Prozent Gewinn

Über 150 Jahre sind seit der Erfindung der Brennstoffzelle durch den britischen Forscher Sir William Antony Groove vergangen. In einigen Jahren soll die kommerzielle Serienproduktion von Pkw-Brennstoffzellen beginnen: Wenn sich diese Technologie durchsetzt, würden viele hundert Millionen Autos statt mit „altmodischen“ Benzin- oder Dieselmotoren mit Brennstoffzellen fahren. War Ballard Power Systems vor Jahren noch eine Art „Geheimtip“ für Öko-Investoren, sind Aktien von Firmen, die in Sachen Brennstoffzellentechnik arbeiten, im Vorjahr in Mode gekommen. Vor wenigen Monaten begann dann ein enormer Kursanstieg bei diesen Wertpapieren – auch, wenn diese börsennotierten Unternehmen nur ganz am Rande mit der Forschung und Entwicklung dieser wundersamen Energiezellen beschäftigt waren. Erst in diesem Jahr kamen zwei so genannte Brennstoffzellen-Zertifikate auf den Markt, die jeweils acht und neun verschiedene Aktien in einem Korb enthalten (Details unter www.umweltaktie.de).

Als Branchenführer gilt die kanadische Firma Ballard Power, die mit Partnern wie DaimlerChrysler, General Motors oder Ford bei der Entwicklung von Brennstoffzellen als Autoantrieb kooperiert. Andere namhafte (Stromversorgungs-)Unternehmen von den USA bis Japan kaufen von Ballard Power Brennstoffzellen zur stationären Stromgewinnung. DaimlerChrysler wurde im Zuge der Ausgabe neuer Aktien 1997 zu einem Ballard-Hauptaktionär (damaliger Anteil 25 Prozent, inzwischen wieder unter 20 Prozent gefallen) und ist mit seinem Prototyp Necar nur noch wenige Schritte vom Brennstoffzellen-Serienfahrzeug entfernt.

Doch es gibt bei sehr strengen ökologisch orientierten Investmentfonds wie dem „Ökovision“ gegen Ballard Power auch Bedenken: Auf Grund des Rüstungsausschlusskriteriums wurde die Ballard-Power-Aktie aus dem Fonds verkauft, nachdem dort der „böse“ DaimlerChrysler-Konzerns mit 25 Prozent eingestiegen ist (die Fondsanleger hat dies einige Rendite gekostet, denn der Aktienkurs vervielfachte sich anschließend).

Neben Ballard Power gibt es jedoch nur wenige Aktiengesellschaften, die sich auch hauptsächlich auf dieses Gebiet konzentrieren, Plug Power beispielsweise arbeitet im Bereich der kleinen stationären Kraftwerke und – zusammen mit Katalysatorspezialist Engelhard – an der Verbesserung des Wirkungsgrads. Weitere Titel, bei denen Brennstoffzellen jedoch oft nur „nebenbei“ entwickelt werden und zum Einsatz kommen, sind DCH Technology, United Technologies und Idacorp. Daneben gibt es für Investoren noch einige Umwege, um – teilweise erheblich günstiger – an die begehrten Brennstoffzellenbeteiligungen zu kommen: Die US-Beteiligungsfirma GP Strategies (Börsensymbol GPX, Kurs derzeit rund fünf Dollar) hält eine Tochter namens MillenniumCell, die eine eigene Technologie für Brennstoffzellen entwickelt hat und nun einen Börsengang plant. Mechanical Technology hält noch ein großes Paket an der ehemaligen Tochter Plug Power.

Ähnlich wie in der boomenden Solarbranche sagen übliche Bewertungskennzahlen wie KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) oder KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) bei den Titeln der Brennstoffzellen(forschung) oft sehr wenig aus. In unserer Tabelle links vergleichen wir die Kennzahlen von vier ausgewählten Titeln (Stand Juni 2000). Neben diesen mehr oder weniger bekannten Firmen gibt es noch einige kleinere börsennotierte Unternehmen (wie zum Beispiel Astri Energi oder Ocean Power), die nur über den US-OTC-Handel laufen und meist keine verlässlichen Zahlen (als „reporting company“) vorlegen können oder wollen. Auch für die erst im Herbst 1999 an die Börse gekommene Plug Power gibt es noch keine ausführlichen Zahlen.

Wer schon vor drei Jahren Ballard-Power-Aktien gekauft hat, kann sich jetzt über mehr als 800 Prozent Kursgewinn freuen. Relativ abgesichert erscheinen jedoch Aktien wie die österreichische BWT AG, deren Hauptgeschäft nicht von Brennstoffzellen abhängig ist, sondern die mit der Reinhaltung von Wasser – auch in Zukunft – ihr Geld verdienen werden. MAX DEML